Pioniereigenschaften von Gehölzen in schneegleitgefährdeten Schutzwaldlagen im montanen und subalpinen Bereich der Bayerischen Kalkalpen

1994

107 S.

45 Lit. Ang.

Bandaufführung

74899

Bei der Baumartenwahl für schwierige Schutzwaldlagen in den Bayer. Alpen sind neben den biologischen auch die biotechnischen Eigenschaften der Gehölze, d.h. ihre Fähigkeit, in der Aufwuchsphase auf schneegleitgefährdeten Standorten durch die Ausbildung bestimmter morphologischer Merkmale zu überleben und im Laufe der weiteren Entwicklung Schutzfunktionen zu übernehmen, von vorrangiger Bedeutung. Wie eine Befragung von Fachleuten und Praktikern ergeben hatte, war der Kenntnisstand über die biotechnische Eignung von sog. Pioniergehölzen gegen Schneebewegungen unbefriedigend. Dies galt auch für die Eignung von Klimaxbaumarten, über deren Pioniereigenschaften für schneebeeinflusste Standorte bisher keine ausreichenden Befunde vorlagen. Eine Ausnahme stellte hier nur die Fichte dar, deren geringe Gleitschneeresistenz bereits beschrieben worden war. Ziel der vorliegenden Untersuchung war es deshalb, biotechnische und biologische Eigenschaften von Gehölzen auf schneegleitgefährdeten Schutzwaldflächen im montanen und subalpinen Bereich der Oberbayer, Kalkalpen zu untersuchen und daraus Schlussfolgerungen für die Praxis abzuleiten. Zur Klärung dieser Fragestellung wurden zwei methodische Ansaetze verfolgt: Zunächst wurde versucht, über eine Momentaufnahme der Verjüngung auf älteren Sanierungsflaechen im Oberbayer. Alpenraum Informationen über die biotechnische Eignung von Pioniergehölzen und Klimaxbaumarten abzuleiten. Hierzu wurden an zahlreichen Einzelpflanzen Spross- und Wurzeluntersuchungen durchgeführt. Auf der Basis dieser Untersuchungen erfolgte eine Beurteilung von Pioniergehölzen (Mehlbeere, Vogelbeere, Gruenerle und Latsche) und von Klimaxbaumarten (Fichte, Kiefer, Lärche, Bergahorn und Buche) hinsichtlich ihrer Eignung zur Ausbringung auf schwierigen, schneebeeinflussten Gebirgsstandorten. Nach ihrer Fähigkeit, Schneebewegungen zu ertragen, lassen sich danach die untersuchten Baumarten vier Gruppen zuordnen: Baumarten, geeignet für Standorte mit starken Schneebewegungen bzw. Lawinenabgang - Latsche, Gruenerle. Baumarten, geeignet für Standorte mit mässigem Schneegleiten - Mehlbeere, Vogelbeere, Bergahorn, Buche, Lärche. Baumarten für Flächen mit kurzzeitiger schneedynamischer Belastung - Kiefer. Baumarten, empfindlich gegenüber Schneegleiten, jedoch wichtig für hohen Schutzerfüllungsgrad im End-Bestand - Fichte, Tanne. Tab. 27: Beurteilung von Baumarten hinsichtlich ihrer Fähigkeit, Schneebewegungen zu ertragen. Latsche und Grünerle werden am besten mit den schwierigen Lebensbedingungen auf schneegleitgefaehrdeten Hängen fertig. Beide Baumarten sind jedoch in der Regel nicht geeignet, Schneeabgänge dauerhaft zu unterbinden. Ihre Wirkung besteht in der Veringerung der Schneegleitvorgänge in den unteren Schneeschichten. Damit können sie gefährdeteren Baumarten das Aufwachsen zu ermöglichen.