Neben natürlichen Umweltbelastungen, wie etwa Luft- und Bodentrockenheit oder Nährstoffmangel, sind Koniferen in Hochlagen auch in zunehmendem Maße Luftschadstoffen, vor allem Ozon ausgesetzt, das durch menschliche Tätigkeiten in der Atmosphäre angereichert wird. Bislang wurden jedoch durch Ozon verursachte Schäden bei erwachsenen Koniferen im Alpenraum nicht zweifelsfrei nachgewiesen. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, für erwachsene Bäume unter den herrschenden Standortsbedingungen im Freiland jene kritische Ozonbelastung herauszufinden, die bei langfristiger Einwirkung erste sichtbare Schäden oder zumindest physiologische Veränderungen hervorruft. Eine Analyse der Ozon-, Klima- und Gaswechseldaten ergab, daß unter Freilandbedingungen die Ozonkonzentration mit zunehmenden Wasserdampfsättigungsdefizit der Luft ansteigt. Ein Anstieg des Wasserdampfsättigungsdefizites der Luft führt jedoch bei allen drei Koniferenarten zu einer Schließbewegung der Spaltöffnungen. In der Regel fällt dieser trockenheitsinduzierte Spaltenschluß mit dem Auftreten der höchsten Ozonkonzentrationen am Standort zusammen, was eine deutliche Verringerung des Ozonflusses ins Nadelinnere zur Folge hat. Potenzielle Ozoneffekte sind nicht nur von der aufgenommenen Ozonmenge abhängig, sondern auch von der Fähigkeit der Pflanzen das aufgenommene Ozon und seine Folgeprodukte durch Antioxidantien und Schutzenzyme unschädlich zu machen. Obwohl solche Entgiftungsprozesse durch Ozonstreß stimuliert werden, sind sie nicht für Ozon spezifisch. Die Effizienz dieser Schutzmechanismen ist jedoch ausreichend, um unter den montanen und subalpinen Standortsbedingungen Ozonschäden zu vermeiden. Langfristige Freilandbegasungsexperimente an erwachsenen Fichten (Picea abies (L.) Karst.), Zirben (Pinus cembra L.) und Lärchen (Larix decidua Mill.) zeigten übereinstimmend, daß die gegenwärtigen Ozonkonzentrationen keine signifikanten Veränderungen in der Photosyntheseleistung und im Stomataverhalten verursachen. Deutliche Verminderung der Gaswechselaktivität konnten erst nach langfristig einwirkenden mittleren Ozonkonzentrationen über 100 ppb festgestellt werden. Es ist daher davon auszugehen, daß unter der gegenwärtigen Ozonbelastung die Variabilität der Photosyntheseleistung gesunder Fichten, Zirben und Lärchen ausschließlich auf die Einwirkung natürlicher Umweltfaktoren zurückzuführen ist. Allerdings ist unter Freilandbedingungen nicht auszuschließen, daß potenzielle Ozonwirkungen durch andere Stessoren maskiert, abgeschwächt oder verstärkt werden können.