Wiewohl sich die fischökologischen Istbestandsaufnahmen nur auf den Gießgang beschränken, kann dieses System nicht vollkommen losgelöst von dem angrenzenden Donauabschnitt gesehen werden. Trotz der durchgeführten Abdämmung der Donau vom Umland im Bereich der Stauhaltung Greifenstein besteht nach wie vor eine permanente Verbindung im untersten Abschnitt (Mündung des Gießganges in die Donau) und eine stark eingeschränkte und nur kurzzeitige im obersten Gießgangabschnitt (Flutmulde). Diese Tatsache wird auch dadurch belegt, daß im Zuge laufenden Projektes fast alle in diesem Donauabschnitt vorkommenden Fischarten auch im Gießgang nachgewiesen werden konnten (insgesamt 49 Arten). Aufgrund der geringen Basisdotation über den Altenwörther Arm und der Errichtung von insgesamt 25 Stauhaltungen dominieren euryöke Arten und der Anteil von rheophilen Fischarten ist deutlich eingeschränkt. Der Großteil der Rheophilen konzentriert sich auf die sehr kurzen fließenden Abschnitte in den Stauwurzeln. Die meist nur 50 bis 200 m langen Fließabschnitte stelen nicht nur für die strömungsliebenden Arten die einzig wirklich relevanten Lebensräume dar, sondern werden auch von euryöken und in den strömungsberuhigten Randbereichen auch von den stagnophilen Arten besiedelt. Diese Abschnitte weisen immer deutlich höhere Artenzahlen und Individuendichten als vergleichbare Strecken im gestauten Bereich auf. Clusteranalysen über beprobte Habitate zeigen, daß nur Fließstrecken und strukturell deutlich vom Gießgang getrennte Mesohabitate wie Buchtbereiche und großräumige Holzstrukturen klar abtrennbare Fischzönosen aufweisen. Homogene Habitatgruppierungen wurden im Fall von Schotterinseln, Uferhabitaten in Fließstrecken, angeströmten Blockwürfen und vom Gießgang seperierter Buchtbereiche vorgefunden. Durch das allgegenwärtige Vorhandensein euryöker Arten erfolgt eine Trennung der Habitate in der Clusteranalyse auf einem meist nur sehr heterogenen Niveau, entscheidend für Gruppenbildungen sind vor allem singifikant erhöhte Fischartenzahlen in angeströmten Bereichen bzw. das Auftreten spezialisierter Limnophiler in Buchthabitaten. Autökologische Analysen belegen deutliche Präferenzen der als rheophil a eingestuften Arten (Nase, Barbe) für Fließbereiche, euryöke und stagnophile Arten zeigen zum Teil Präferenzen für Strukturparameter wie Totholz (Wels, Hecht) bzw. Schilf (Flußbarsch) oder sind indifferent über verschiedene Strukturen verteilt (Rotauge). Im Mündungsbereich des Gießganges in die Donau sind die rehophilen Arten deutlich stärker vertreten als im übrigen Gießgang. Die signifikant höheren Fangzahlen im Mündungsbereich sind Ausdruck einer weit höheren Fischdichte, die vor allem im Frühjahr und zeitigen Sommer während der Laichzeit zahlreicher Donauarten ein Vielfaches der Bestandesverhältnisse im restlichen Gießgang ausmacht. Aufgrund der nur kurzzeitigen alljährlichen Anbindung des obersten Gießgangbereiches an die Donau sind in den oberen Abschnitten vergleichsweise keine Unterschiede hinsichtlich Artenzusammensetzung und Abundanz zu erkennen. Die enorme Bedeutung einer permanenten Vernetzung Donau / Gießgang wird auch durch die Ergebnisse im "Goldwascher", eines Altarmes erster Ordnung der Donau etwa 6 km flußab der Flutmulde eindrucksvoll dokumentiert. Trotz monotoner morphologischer Ausprägung wurde im Zuge der Befischungen im Mai ein Bestand von ca. 20.000 Adult- bzw. Laichfischen pro Hektar errechnet. In einem Altarm des Gießganges vergleichbarer Größe, Tiefe und Ausprägung konnte am selben Tag nur ein Fünfzigstel der Fischichte des "Goldwaschers" ermittelt werden. ...