Die in der vorliegenden Arbeit dargelegten Ergebnisse zeigen, daß es im untersuchten Pappel-Prüfsortiment (Sektion Aigeiros und stark hervortretende, sortenbedingte Variation in bezug auf Krankheitsanfälligkeit gibt. Alle Ergebnisse sind unter der Voraussetzung der jeweiligen, ökologischen Verhältnisse des Versuchsgartens entstanden und gelten daher in erster Linie für diesen Standort. Eine immume Pappel konnte nicht gefunden werden, doch war bei jeder der genannten Krankheiten eine Anzahl von hochresistenten Sorten beobachtet worden. In relativ vielen Fällen konnte beobachtet werden, daß sich Pappelsorten gegen die drei untersuchten Krankheiten gleich oder ähnlich verhalten. Ganz besonders fällt dies bei eindeutigen Plus- oder Minusvarianten auf. Von den resistenten Pappeln müssen hier vor allem folgende genannt werden: P.x'Oxford', P.x'Androscoggin', -P.'Rochester', P. x'Geneva', T 30, P. x'I 214', P. x'robusta'. Gegenden Blattrost (Melampsora allii-populina Kleb.) haben sich folgende Pappeln sehr widerstandsfähig verhalten: P. x'Oxford', P. x'Androscoggin', P. x'Rochester', P. x'Geneva', T 30, T 32, T 33, T 35, T.43, .P. x'I 214'. P. x'robusta', P. x 'bachelieri', P. x'vernirubens', P. simonii, T 301, P. x'berolinensis'. Eine Reihe weiterer Pappeln wies eine für die forstliche Praxis hinreichende Widerstandsfähigkeit auf. Unter diesen sind zu erwähnen: P. x'15 A', P. x'75 A', P. x'21 A', T 108, P. x'30A', P. x'Neupotz', P. x'regenerata Harff' (= 'regenerata Deutschland'), P. x'Flachslanden', T 139. Gegen Septotinia populiperda Wat. et Cash erwiesen sich z.B. folgende Prüfnummern als sehr widerstandsfähig: P.x'Oxford', P. x'I 214', T 301, P. lasiocarpa. Gegen Cryptodiaporthe populea (Sacc.) Butin waren bei der Testung der natürlichen Infektion folgende Pappelsorten sehr widerstandsfähig: P.x'Oxford', P.x'Androscoggin', P. x'Rochester', P. x'Geneva', P. x'Andover', T 30, T 34, T 35, T 37-40, P. x'I 214', P. x'robusta'. Die Ergebnisse aus den künstlichen Infektionen sind noch mit zu vielen Widersprüchen behaftet, um sie für die allgemeine Beurteilung heranziehen zu können. Da die Reaktion der Pappeln auf Krankheiten nur einen Punkt der Sortenprüfung darstellt und der Forstmann nicht weniger auf Schnellwüchsigkeit, gute Wuchsform, entsprechende Holzqualität u.a.m. Wert legt, wird daher der Züchter aus den genannten resistenten Pappeln noch nach den anderen Gesichtspunkten selektionieren. Letztlich wird daher die Anzahl der für die forstwirtschaftliehe Praxis empfehlenswerten Prüfnummern noch beträchtlich abnehmen. Es muß hier weiters klar herausgestellt werden, daß solche Resistenzprüfungen bei der Pappel nur dann ihren vollen Wert bieten und erhalten können, wenn Klone beurteilt worden sind. Denn nur so ist die Gewähr gegeben, daß das entstandene Ergebnis unter (annähernd) gleichen Umweltbedingungen (einschließlich der Virulenz des Krankheitserregers) seine Richtigkeit behält. Der Einfluß der verschiedenen Umweltfaktoren wurde im Abschnitt 2,5 eingehend diskutiert. Die dort gezogenen Schlüsse müssen auch auf die anderen Krankheiten ausgedehnt werden: Die Resistenzeigenschaft einer Pappel ist mit einem bestimmten Komplex von Umweltfaktoren gekoppelt; d. h. daß die potentielle Resistenz nur unter dem Zusammenspiel eines bestimmten Bündels von Außenfaktoren evident wird. Je weiter der "Rahmen" ist, der den "Bereich der Resistenz" begrenzt, umso wertvoller (- da vielerorts mit geringerem Risiko anbaufähig -) ist diese Pappel für die Forstwirtschaft. Nicht alle Pappeln, die bei einer lokalen Resistenzprüfung widerstandsfähig gegen Krankheiten erscheinen, müssen wirklich gleich veranlagt sein. Aus dieser Überlegung heraus ist auch die bisweilen geübte Methode abzulehnen, im Verlauf von Sortenprüfungen die auftretenden Minusvarianten zu früh aus dem Prüfsortiment zu eliminieren. Denn es ist nach den bisherigen Erfahrungen durchaus denkbar, daß eine anfällige Sorte auf anderen Standorten bessere Eigenschaften zu zeigen vermag. Die Untersuchungen haben gezeigt, daß die Nährstoff- und Wasserzufuhr einen entscheidenden Einfluß auf die Krankheitsanfälligkeit der Pappel ausüben können. Nach den vorliegenden Ergebnissen muß vorderhand vor allem vor einseitiger Stickstoff-Überernährung und vor allen Störungen des Wasserhaushaltes gewarnt werden, da sie wichtige Voraussetzungen für den Befall von Pilzkrankheiten darstellen. Doch auch in dieser Hinsicht wurden sortenbedingte, variierende Reaktionen beobachtet. Es wird zu den künftigen Aufgaben der Resistenzforschung gehören, mehr und mehr Aufmerksamkeit den Ursachen der Krankheitsresistenz zu widmen und somit die Grundlage für vergleichbare Indices - sei es physiologischer, biochemischer, anatomischer oder anderer Art - zu schaffen. Dies würde einen größeren Fortschritt in der Resistenzzüchtung bedeuten, da auf diese Weise zumindestens ein Teil der zeitraubenden Resistenzteste erübrigt werden könnte. In jüngster Zeit wurden in dieser Richtung schon einige wertvolle Arbeiten geleistet, doch darf man dabei in Zukunft nicht außerachtlassen zu untersuchen, wie solche Indices unter dem Einfluß verschiedener Umweltfaktoren variieren.