Fast die Hälfte der Fläche Österreichs ist bewaldet und dieser Anteil hat sich in den letzten Jahrzehnten wenig geändert, der Zustand unserer Wälder jedoch schon. In unterschiedlichen Monitoringprojekten werden seit vielen Jahrzehnten Baumbestand, Unterwuchs und Bodeneigenschaften erfasst. Dadurch können langfristige Trends beobachtet werden, und basierend auf den gewonnenen Daten Entscheidungen für die Zukunft getroffen werden. Der Wald wird jedoch nicht nur von Pflanzen und Tieren bewohnt, sondern auch von einer kaum fassbaren Vielfalt an Bakterien, Archaeen und Pilzen. Das Vorkommen letzterer wird zwar ebenfalls seit vielen Jahrzehnten über Fruchtkörperdaten erfasst, aber moderne Sequenzierungstechnologien erlauben heutzutage eine viel umfassendere Bestandsaufnahme von Pilzen unabhängig von der Ausbildung von Fruchtkörpern. In zwei vom Biodiversitätsfonds geförderten Projekten – Zurück in die Zukunft und MetaFung – wurden die Pilze in Österreichs Waldböden großflächig erfasst. Böden von Langzeitmonitoringflächen, Biosphärenparks, Nationalparks und Naturwaldreservaten wurden teilweise bis zu einer Tiefe von einem Meter beprobt. Diese Sammlung wurde um Rückstellmuster von Bodenproben aus Langzeitmonitoringprojekten am BFW und am Umweltbundesamt erweitert. Aus allen Proben wurde DNA isoliert, um über die Hochdurchsatzsequenzierung die Pilzgemeinschaften in den Böden zu erfassen. Der Datensatz erstreckt sich über alle Bundesländer, über alle Höhenstufen von kollin-planar bis alpin, über alle Bodentiefen von der Humusauflage bis zu einem Meter Tiefe und über einen Zeitraum von den frühen 1990ern bis 2024. Erste Ergebnisse zeigen, dass damit bis zu 700 verschiedene Arten von Ektomykorrhizapilzen in unseren Wäldern nachweisbar sind, dass die Diversität der bodenbürtigen Pilze von den tiefliegenden Wäldern der Donauauen bis zu den subalpinen Regionen der Innenalpen abnimmt – und dass Naturwaldreservate sich durch einen besonderen Artenreichtum der Pilze auszeichnen. Eine generelle Änderung der Diversität über die Jahrzehnte konnte bislang weder für die Gesamtheit der Pilze noch für die Ektomykorrhizapilze festgestellt werden, doch braucht es noch mehr Daten um hier gesicherte Aussagen treffen zu können. Steigende Temperaturen und die rückläufige Nutzung von Hochlagen für die Almbewirtschaftung begünstigen die Anlage von Hochlagenaufforstungen in Gebieten der subalpinen Zone, die bisher für eine Bewaldung ungeeignet waren. Im Projekt „BERGAUF“, gefördert durch die Ländliche Entwicklung (LE 7.6.1.c-III3-68/23), wird am Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) das Potential von solchen Hochlagenaufforstungsflächen als zusätzlicher Kohlenstoffspeicher der Zukunft bewertet. Für das Projekt wurden 5 Modellregionen mit Aufforstungen aus den 60er und 70er Jahren ausgewählt, auf denen der im Boden gespeicherte Kohlenstoff dieser Wälder mit jenem in angrenzenden Freiflächen (Almwiesen) verglichen wird. Durch Diversitätserhebungen von Bodenmikroorganismen, Gefäßpflanzen und Arthropoden in beiden Habitatstypen – Aufforstung und Almwiese – soll der Einfluss einer derartigen Umstrukturierung der Landschaft auch in Bezug auf Artenvorkommen und -vielfalt untersucht werden. In diesem Poster werden erste Ergebnisse der Diversitätsuntersuchung von Arthropoden, i.e. Laufkäfer und Spinnen, präsentiert. Die Arthropoden-Aufsammlung in den 5 „BERGAUF“-Modellregionen Verwall, Lechtaler Alpen, Stubaier Alpen, Radstädter Tauern und Kreuzeckgruppe, wurde über einen Zeitraum von 9 Wochen zwischen Juni und August 2024 durchgeführt. Je Region wurden in einer Aufforstungs- und einer angrenzenden Almwiesenfläche auf etwa 1.800 m Seehöhe jeweils 5 unbeköderte Barber-Fallen entlang von Transekten aufgestellt, an denen auch Vegetationserhebungen durchgeführt wurden. Die Fallen wurden alle drei Wochen entleert. Die gefangenen Laufkäfer und Spinnen werden auf Artniveau bestimmt. Die Aktivitätsdichte der beiden Arthropoden-Gruppen, sowie deren Diversität und das Vorkommen von besonders schützenswerten Arten, werden analysiert und zur Bewertung derartiger Aufforstungsmaßnahmen evaluiert. Ein Zusammenhang mit der Diversität und Häufigkeit von Gefäßpflanzen, die auf der Konferenz von Herfried Steiner präsentiert werden, ist geplant. Gleiches gilt auch hinsichtlich der Abschätzung, inwieweit eine Konkurrenz zwischen Kohlenstoffspeicherung und Artenvielfalt besteht.