Für das Vorkommen oder Fehlen von Pflanzenarten in einer Region ist nicht nur das Klima maßgeblich; auch die vorkommenden Böden und deren spezifische Eigenschaften sind ein bedeutender Faktor. So sind viele Pflanzen auf spezielle, vom Boden bestimmte, Voraussetzungen angewiesen. Darüber hinaus beeinflussen die Pflanzen selbst den Boden auf dem sie wachsen. Nachfolgend werden die Böden des Innviertels im Hinblick auf Vorkommen, Entwicklung und Gefährdung, sowie ihre Bedeutung als Pflanzenstandort beleuchtet. Böden entwickeln und verändern sich über lange Zeiträume. Für die aktuelle Ausprägung und Verteilung der Böden sind Klima, Lage im Gelände, (geologisches) Ausgangsmaterial sowie ihre Nutzung bedeutsam. Im Innviertel waren die Eis- und Zwischeneiszeiten für die Bodenentwicklung besonders prägend. So entstanden ausgedehnte Schotterkörper, Moränen, Seen und Moore sowie Ablagerungen von windtransportiertem Staub (Löss) als Grundlage für die Bodenbildung. Wenn der Mensch Böden intensiv nutzt, können Veränderungen jedoch auch sehr rasch ablaufen. Besonders augenfällig wird das etwa nach der Trockenlegung von Mooren oder unter Ackernutzung auf steilen Hängen, wo fruchtbarer Boden durch Erosion verlorengeht. Ob und wie der Mensch einen bestimmten Boden bewirtschaftet, hängt stark von dessen Eigenschaften ab. Man nutzte von Beginn an die ertragreicheren Böden in günstiger Lage für die Landwirtschaft und damit direkt für die Produktion von Nahrungsmitteln. Geländekuppen und Steillagen mit seichtgründigen Böden sowie stark vernässte Alluvial-Lagen verblieben in der Regel als Wald. Zusätzlich erfolgte – oft über lange Zeiträume – ein Nährstofftransfer vom Wald in die landwirtschaftlichen Flächen. Bei der sogenannten Streunutzung brachte man etwa die oberste organische Schicht aus Nadeln und Blättern, und damit natürlich auch die dort gespeicherten Nährstoffe, aus dem Wald als Streu für die Tiere in den Stall und in weiterer Folge auf die Felder. Teilweise wurde der Wald durch Nutztiere beweidet. Dieser einseitige Transfer von Nährstoffen sowie die heute übliche Düngung in der Landwirtschaft führten zu einem weiteren Auseinanderklaffen der Eigenschaften und Ertragsfähigkeit der Böden unter landwirtschaftlicher und forstlicher Nutzung. Boden und Pflanze – eine lebenslange Beziehung Pflanzen müssen über ihre gesamte Lebenszeit mit den Bedingungen am Wuchsort zurechtkommen und sich auch gegenüber anderen Arten behaupten. Der Boden spielt dabei eine wesentliche Rolle: Bestimmte Arten bevorzugen oder meiden gewisse Böden und Bodeneigenschaften bzw. können sich dort gegen Konkurrenten mehr oder weniger gut durchsetzen. So werden in der forstlichen Standortskunde sogenannte Zeigerpflanzen und (Pflanzen-)Artengruppen zur einfachen Charakterisierung bestimmter Standorts- und Bodeneigenschaften verwendet. Besonders deutlich kommt der Bezug zwischen Bodeneigenschaften und Pflanzenansprüchen in den von Ellenberg & al. (1992) entwickelten Zeigerwerten zum Ausdruck. Die Reaktions-, Feuchte- und Stickstoffzahlen beschreiben dabei das durchschnittliche Vorkommen einer Art in Bezug auf die Bodeneigenschaften pH-Wert und Basensättigung sowie die Wasser und Stickstoffversorgung.