- Standardsignatur17757BU
- TitelDer Buchdrucker: 7. Ausblick
- Verfasser
- Seiten156-160
- MaterialArtikel aus einem Buch
- Datensatznummer200207174
- Quelle
- Abstract7.1 Der Buchdrucker im Klimawandel; 7.2 Offene Fragen und Forschungsbedarf
Welche Szenarien der Betrachtung auch zugrunde gelegt werden, der stattfindende Klimawandel lässt auf eine auch in der nahen und mittleren Zukunft große Bedeutung des Buchdruckers und anderer Borkenkäfer schließen. Die Jahre seit 2015 zeigten im Norden Österreichs, wie sich ausbleibender Niederschlag bei hohen Temperaturen auswirken
kann. Die Situation kam nicht grundsätzlich überraschend, zeigten doch wachstumskundliche Modelle klar, dass die Fichte in Regionen wie dem Waldviertel im prognostizierten Klimawandel stark beeinträchtigt sein wird (Schüler et al. 2013, Ledermann und Kindermann 2017, Schadauer et al. 2019). Schon eine frühere Analyse (Leitgeb und
Englisch 2006) wies die heute unter der Buchdrucker-Kalamität leidenden Regionen als solche aus, wo die Fichte besonders leicht in Wasserstress geraten würde. Überraschend war die Tatsache, wie rasch eine Folge von Jahren mit deutlich unterdurchschnittlichem Niederschlag bei überdurchschnittlich hoher Temperatur zu massiven Ausfällen der
Baumart durch Borkenkäfer führen kann. Derzeit besiedelt die Fichte in Österreich Gebiete mit Jahresmitteltemperaturen zwischen 2 und 10 °C und Niederschlagssummen zwischen 500 und 2400 mm. Das
Wuchsoptimum liegt dabei zwischen 7 und 10 °C und zwischen 800 und 1200 mm Niederschlag (Schadauer et al. 2019). Am Rande ihres natürlichen Verbreitungsgebietes wird es für die Fichte zunehmend problematisch werden. Der Buchdrucker wird dabei weniger als der primäre Schadfaktor, sondern als ein Symptom des Stresses bei der
Fichte zu sehen sein. Die Lösung muss in waldbaulichen Maßnahmen gefunden werden und nicht in – letztlich zum Scheitern verurteilten – Bekämpfungsversuchen gegen den Buchdrucker.
Glossar: Aggregationspheromon: Botenstoff zur Anlockung beider Geschlechter derselben Art Anemotaxie, optomotorische: Orientierung eines fliegenden Insekts indirekt mit Hilfe der Augen; die Windrichtung kann damit während des Flugs festgestellt werden. Ascomyceten (Schlauchpilze): Artenreichste Abteilung der Echten Pilze, deren
geschlechtlich (sexuell) entstehenden Sporen (Ascosporen) im Inneren einer schlauch- oder sackförmigen reproduktiven Zelle, dem Ascus (Mehrzahl Asci), gebildet werden. Ascospore: Spore der Ascomyceten, die im Zuge der sexuellen Vermehrung in einem Ascus gebildet wird. Basidiomyceten (Ständerpilze): Zweitartenreichste Abteilung der Echten Pilze, deren geschlechtlich (sexuell) entstehenden Sporen an einer verschiedenartig
ausgebildeten reproduktiven Zelle, der Basidie, exogen abgegliedert werden und dort an kleinen Stielchen (so genannten Sterigmata, Einzahl Sterigma) sitzen. Basidiospore: Spore der Basidiomyceten, die im Zuge der sexuellen Vermehrung exogen an einer Basidie gebildet wird Bürgerliche Dämmerung: Zeitspanne, bei der der Sonnenstand unter dem Horizont einen Tiefenwinkel zur Sonnenscheibenmitte bis zu 6° erreicht hat und ein Lesen im Freien noch möglich ist; die auf unseren Breitengrad bezogene bürgerliche Dämmerung beträgt im August ca. 1 Stunde
Carbon starvation: Versiegen der Kohlenstoff-Vorräte bei stark eingeschränkter Photo synthese aufgrund des Schließens der Stomata bei Wassermangel; eine mögliche Ursache für das Absterben von Bäumen unter Trockenstress Chilling Effekt: Mortalität bei längerer Einwirkung kühler Temperaturen oberhalb des Gefrierpunktes des Insekts Dendriten: Zellfortsätze von Nervenzellen, die aus dem Zellkörper hervorgehen und vorwiegend der Reizaufnahme dienen. Diapause: ein durch Umweltfaktoren (z.B. Tageslichtlänge) prospektiv ausgelöster Ruhezustand bei Insekten, der genetisch reguliert wird. Effektive Temperatur: Temperatur oberhalb des Entwicklungsnullpunktes, die von einem Insekt für die Entwicklung genutzt werden kann (= Differenz zwischen
Umgebungstemperatur und der Temperatur des Entwicklungsnullpunktes eines Insekts). Entomo-Pathogene: Krankheitserreger bei Insekten Entwicklungsnullpunkt: Temperaturwert, oberhalb welchem Entwicklungsvorgänge bei Insekten nachweisbar sind (ist im strengen physiologischen Sinn nicht existent!). Gefrierintolerante Arten: setzen den Gefrierpunkt der Körperflüssigkeit durch Anreicherung von Gefrierschutzmitteln (Glycerol, Sorbitol, Diethylenglycol, etc.) herab; sterben bei Eisbildung im Körper. Gefriertolerante Arten: leiten ein extrazelluläres Gefrieren vorzeitig ein, um somit durch Entwässerung der Zellen ein tödliches intrazelluläres Gefrieren bis zu einem
gewissen Grad zu vermeiden Generalist: kann sich vielseitig ernähren. Geschwisterbrut: eine nach der ersten Brut vom Mutterkäfer an einem anderen Ort angelegte Zweitbrut Glomeruli: Kugelförmiger Nervenknoten im primären Riechzentrum des Insektengehirns zur Verarbeitung von Duftinformationen Holzstrahlen: in Gruppen angeordnete lebende Parenchymzellen, die radial (quer zur Stammachse) im Holz verlaufen und der Nährstoffspeicherung, dem Nährstofftranssport in radialer Richtung und der Abwehr von mikrobiellen und tierischen Besiedlern dienen; Hyphen von Bläuepilzen besiedeln vor allem Holzstrahlen und ernähren sich von den dort gespeicherten Nährstoffen.
Hydraulic failure: Zusammenbruch der wasserleitenden Gefäße von Bäumen aufgrund von Embolien; eine mögliche Ursache für das Absterben von Bäumen unter Trockenstress.
- SchlagwörterBFW, Österreich, Borkenkäfermanagement, Forstschädling, Buchdrucker, Rindenbrüter, Vermehrung, Ips typographus, Folgeschädling, Schädlingskontrolle, Fichte, Picea abies, Klimawandel, Trockenstress, Niederschlagseinfluss, Schädlingsbekämpfung, gesetzliche Vorgaben, Brutholzangebot, Pheromonfalle, Borkenkäfermonitoring, Fernerkundung, Bekämpfungsmethode, Bekämpfungsmaßnahme, biologische Kontrolle, waldbauliche Bedeutung, Fangmethode
- Klassifikation852.5 (Schäden durch Insekten, Bohrwürmer und andere Tiere [siehe vorzugsweise 845] [s. vorzugsweise Untertitel von 845] [s. vorzugsweise Untertitel von 845])
453 (Insekten [Für die weitere Unterteilung siehe Familien unter 14 oder alternativ (beschrieben nach Regelfall 1d in der Einleitung) können die Nummern alphabethisch nach Familien und Arten unterteilt werden (Appendix C)])
Hierarchie-Browser