Wegen unterschiedlicher Inanspruchnahme und nutzungsbedingt anderer Eigenschaften erfordern Waldböden eine gesonderte Betrachtung. Spezifische Kriterien sind die enge ökosystemare Einbindung, vergleichsweise geringe agrotechnische Beeinflussung (Naturnähe) und damit Abhängigkeit von der natürlichen Ausstattung und Lage in extremeren Standorten, andererseits erhöhter Schadstoffeintrag durch Filterwirkung des Waldes, Beanspruchung durch außerforstliche Dienstleistungsfunktionen; aktuelle Probleme sind Versauerung, Stickstoffeintrag, Humusdegradation, Bodenerosion. Ist-Zustand: Der Basenhaushalt und die Ausstattung der österreichischen Waldböden mit mineralischen Nährstoffen sind sehr differenziert. 35% der österreichischen Waldböden sind kalkbeeinflußt bzw. basenreich und gegenüber Versauerung weitgehend unempfindlich. Ihr hoher Basenvorrat läßt selbst bei lange andauernder Säurezufuhr keine Erschöpfung erwarten. Die verbleibenden 65% nicht karbonatbeeinflußter Böden sind vorwiegend sauer. Etwa ein Viertel aller Waldböden ist stark sauer und entbast. Die Hälfte davon sind von Natur aus - klima- oder substratbedingt - saure Böden, woran die natürlichen Waldgesellschaften gut angepaßt sind. Die verbleibenden 12% sind vermutlich sekundär versauerte, degradierten Böden, deren Entbasung teils auf historische Fehlnutzungen, teils auf Schadstoffeinträge zurückzuführen ist. Gefährdet sind weitere (je nach unterstelltem Gefährdungsgrad) 6 bis 20% Böden, welche derzeit knapp ausreichend basengesättigt sind, deren Basenreserven und damit Elastizität gegen Säuereeintrag jedoch gering sind. In diesen Böden sind rasche Veränderungen möglich, die zu Anpassungsproblemen der Vegetation führen können. Auch der Humuszustand weicht von der potentiellen Qualität ab, häufig (15%) herrscht Humusmangel. Trotz zunehmenden Stickstoffeintrages herrscht noch verbreitet N-Mangel (93% Nadelproben unzureichend versorgt). In manchen Immissionslagen ist aber bereits N-Eutrophierung erkennbar. Die Gehalte an Blei und Cadmium liegen verbreitet über dem für Ackerböden gültigen Normalbereich. Durch die Filterwirkung des Waldbestandes sind Luftschadstoffeinträge im Wald generell um ein Mehrfaches höher als im Freiland. Einige hohe (im Meßnetz die höchsten!) Werte sind geogen. Vielfach ist aber eine deutliche Anreicherung im Auflagehumus und obersten Mineralboden über wenig belastetem Unterboden erkennbar. Die Gehalte steigen weiters signifikant mit der Seehöhe an. Alle diese Fakten weisen auf einen diffusen, flächendeckenden Ferneintrag von Pb udn Cd. Bei Kupfer und Zink sind nur wenige Werte erhöht und diese höchstwahrscheinlich geogen. Häufiger ist die Ausstattung so gering, daß mit Mangel gerechnet werden muß - insbesondere dort, wo hohe Acidität zu zusätzlicher Auswaschung führt. Bodenerosion ist v.a ein Problem der alpinen, großteils überalterten und im Zerfallstadium befindlichen Schutzwälder und der über der aktuellen Waldgrenze liegenden alpinen Matten. Soll-Zustand: Der Soll-Zustand ist ein Bodenzustand, der den standörtlichen Gegebenheiten entspricht und mit der dortigen Potentiellen Natürlichen Waldgesellschaft in Einklang steht. Dies bedeutet insbesondere ausgeglichenen Basenhaushalt, optimalen biogenen Nährstoffumlauf und Humuszustand; eine möglichst geschlossene Vegetationsdecke nahe der PNW, stufiger Bestandesaufbau, um Erosionswirkungen und Verhagerung zu minimieren. Maßnahmen: Erhaltende Maßnahmen: Minderung der Schadstoffeinträge aus der Luft und Minimieren von Schadstoffeinträge bei der Waldbewirtschaftung; Minimieren zusätzlicher Nährstoffverluste und Versuaerungsquellen durch kontinuierliche, ökosystemgerechte Bewirtschaftung; Vermeidung von Bodenverdichtung, Bodenverwundung und Erosion bei Ernte und Pflege; tunlichst Vermeidung aller zusätzlichen außerforstlichen Beanspruchungen und Belastungen der Waldfläche, pfleglicher Wegebau. Sanierungsmaßnahmen: Einsatz von Düngemitteln und Bodenhilfsstoffen zur Regeneration degradierter, verarmter Böden; insbesondere Kalkung (Mg-Kalke, Mergel) zur Aufbasung versauerter (nicht von Natur aus saurer!) Böden; Umwandlung von degradiertem und Aufbau von mangelndem Humus. Alle derartigen Düngungsmaßnahmen müssen in ein waldbauliches Gesamtkonzept bzw. begleitende waldbauliche Maßnahmen eingebunden sein (Baumartenwechsel, Wildstandregulierung etc). Schutzwaldsanierung als vordringliches Programm; bedient sich der gleichen Methoden wie oben, jedoch ergänzt durch biotechnische Verfahren und technische Maßnahmen, Entlastung von Waldweide, raumordnerische Entflechtung von Mehrfachbeanspruchungen. Zahlreiche rechtliche und planerische Grundlagen sind verfügbar und z.T. gesetzlich verankert; doch besteht zusätzlicher Bedarf an Vertiefung, Erweiterung und Durchsetzbarkeit sowie an einer Standortskartierung.