- Standardsignatur1265
- TitelDie Akzeptanz von Wolf, Luchs and "Stadtfuchs" - Ergebnisse einer gesamtschweizerisch-repräsentativen Umfrage
- Verfasser
- Erscheinungsjahr2001
- SeitenS. 301-326
- Illustrationen31 Lit. Ang.
- MaterialUnselbständiges Werk
- Datensatznummer200076523
- Quelle
- AbstractWie in vielen europäischen Regionen nehmen in der Schweiz die Raubtierpopulationen zu: Die einmal ausgerotteten Arten sind aktiv wieder eingeführt worden, wie der Luchs, oder sind aus eigenem Antrieb zurückgekehrt, wie der Wolf. Naturschützer mögen diese Entwicklungen begrüssen, aber die öffentliche Meinung scheint diesbezüglich, wie weltweit in vielen Regionen, geteilt zu sein. Infolgedessen haben nicht-staatliche Organisationen und Behörden begonnen, Kampagnen durchzuführen, um eine friedliche Koexistenz zwischen Menschen und Raubtieren zu ermöglichen. Der Erfolg solcher Kampagnen hängt jedoch stark von den folgenden Vorbedingungen ab: Kenntnis der Häufigkeit und räumlichen Verteilung der Akzeptanz bzw. Ablehnung der Raubtiere und insbesondere der zugrundeliegenden Gründe für Akzeptanz und Ablehnung. Da diese Vorbedingungen für den spezifischen Kontext der Schweiz nicht vorhanden waren, hatte dieses Projekt zum Ziel, die vorhandene Wissenslücke zu füllen. Dazu wurden zwei Forschungsphasen durchgeführt, nämlich eine induktive und deduktive: - Der Zweck der induktiven Phase war, das Problem zu explorieren und einen tieferen Einblick in die verschiedenen Faktoren zu gewinnen, welche Akzeptanz oder Ablehnung verursachen. - Die deduktie Phase diente der Erhebung von Informationen über Häufigkeiten und Verteilungen der unterschiedlichen Haltungen und der Überprüfung von Hypothesen, die aus der induktiven Phase resultierten. Im Sommer 1999 wurde eine gesamtschweizerisch-repräsentative schriftlich-postalische Umfrage durchgeführt. Von den 4600 verschickten standardisierten Fragebogen wurden 1442 ausgefüllt retourniert. In diesem Artikel wird über die Resultate der deduktiven Phase berichtet. Sie zeigen, dass die Raubtiere von der Mehrheit der Bevölkerung allgemein gut akzeptiert werden, sogar besser als in der Vergangenheit. Allerdings sind beträchtliche Unterschiede zwischen ländlichen und städtischen, betroffenen und nicht betroffenen Regionen zu verzeichnen. Allfällige Ablehnung der Raubtiere kann durch die erfahrenen oder erwarteten Beschädigungen wie den Verlust der Haustiere in den ländlichen Gebieten häufig erklärt werden. Es wird aber deutlich, dass daneben tieferliegende Ursachen eine wichtige Rolle spielen. Zum einen ist dies die Grundeinstellung gegenüber Raubtieren, etwa ob man sie als ökologischen Gewinn betrachtet. Zum anderen ist die allgemeine Einstellung gegenüber Natur und Landschaft mitentscheindend. Wer die Ausbreitung unbeeinflusster Natur, der Wildnis, grundsätzlich befürwortet, findet auch die Ausbreitung der Raubtiere gut. Wer der Wildnis skeptisch gegenübersteht, lehnt auch die Raubtiere eher ab. Diese Haltung wiederum hat viel mit der allgemeinen Wertorientierung einer Person zu tun: Wer sich beispielsweise an eher traditionellen Werten orientiert, steht sowohl der Wildnis als auch der Anwesenheit von Raubtieren eher skeptisch gegenüber. Weniger wichtig als diese Grundeinstellungen sind z.B. das Alter und die Schulbildung der Befragten. Immerhin wurde festgestellt, dass die Jüngeren und die Leute mit höherer Schulbildung den Raubtieren etwas positiver gesinnt sind. Praktisch gar keinen Einfluß hat hingegen, ob jemand viel oder wenig über die Raubtiere weiss. Aus der Befragung lassen sich folgende Schlüsse ziehen: Die Zustimmung zu Raubtieren ist in der Schweiz insgesamt bereits gross. Soll die Akzeptanz zusätzlich gesteigert werden, muss man die tieferliegenden Ursachen von Akzeptanzdefiziten berücksichtigen. Durch langfristige, vertrauensbildende Öffentlichkeitsarbeit ist den Menschen die Natur als Partner zu vermitteln. Auch in den ländlichen Gebieten, wo kurzfristig die Lösung konkreter Probleme im Vordergrund steht, dürfte sich durch eine solche Strategie die Einstellung zu den Raubtieren grundsätzlich verbessern lassen.
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