Bedeutung der genetischen Vielfalt für die Vitalität von Wildpflanzenpopulationen : Erfassung und Schutz der genetischen Vielfalt von Wildpflanzenpopulationen in Deutschland

2000

S. 23-30

23 Lit. Ang.

Unselbständiges Werk

200064607

1) Die genetische Vielfalt ausdauernder Pflanzenarten unterschiedlicher Familien ist in kleinen Populationen oftmals reduziert. Die höchste Vielfalt besteht zwischen und nicht innerhalb der Populationen (hohe Fst). 2) Gründe für den Verlust der genetischen Vielfalt sind 1) Inzucht durch zunehmende Selbstbefruchtung und Kreuzung zwischen nahen Verwandten, 2) zufällige genetische Drift und 3) reduzierter Genaustausch als Folge von Isolation durch Habitatfragmentierung. 3) Diese reduzierte genetische Vielfalt beeinflusst die demografischen Entwicklungsmöglichkeiten einher und gefährdet die Vitalität und das Regenerationsvermögen von kleinen, isolierten Populationen. 4) Verringerte Frequentierung durch Bestäuber vermindert den Reproduktionserfolg bei verschiedenen Arten. 5) Bei selbstinkompatiblen Arten wird der Reproduktionserfolg auch durch den Verlust von S-Allelen durch genetischen Drift negativ beeinflusst. 6) Genetische Erosion gefährdet besonders insektenbestäubte, fremdbefruchtete Arten, die früher weitverbreitet waren und deren Lebensräume heute stark fragmentiert sind. 7) Überwiegend selbstbefruchtende, einjährige Arten scheinen weniger von der Fragmentierung ihrer Lebensräume und deren oben genannten Folgen betroffen zu sein, als vielmehr von der Verschlechterung der Qualität ihrer Biotope. Dies ist eine Folge ihrer verringerten Anpassungsfähigkeit an veränderte Umweltbedingungen infolge zu ihrer ohnehin geringen gesamten genetischen Vielfalt. 8) Kleine isolierte Populationen beinhalten oft den Hauptteil der gesamten Vielfalt innerhalb einer Art (s. Kapitel 1). Besonders bei langlebigen, ausdauernden Arten können die überlebenden Eltern in kleinen Restpopulationen für wichtige Fitness-Loci heterozygot sein. Daher sind auch kleine Populationen trotz ihrer reduzierten Vitalität erhaltenswert. 9) Sogar genetisch verarmte, kleine Populationen können mit einem zielgerichteten, artgerechten Biotop- und Populationsmanagement wieder aufgebaut werden.