Mit dem "Oekosystemaren Biomonitoring im Raum Biebesheim", wurde vom ehem. Hessischen Ministerium fuer Umwelt, Energie und Bundesangelegenheiten (HMUB) ein Untersuchungsprogramm in die Wege geleitet, aufgrund dessen der Raum Biebesheim sehr detailliert und intensiv hinsichtlich der Eintraege luftgetragener Schadstoffe untersucht wurde. Dieses als Plantainerprogramm '92 bezeichnete Monitoring wurde in den Jahren 1992 bis 1994 durchgefuehrt. Biebesheim ist Standort der Sonderabfallverbrennungsanlage (SVA) der Hessischen Industriemuell GmbH (HIM). Im 10km Radius um die SVA liegen ca. 40 weitere genehmigungsbeduerftige Anlagen mit relevanten Emissionen. Das Plantainerprogramm '92 wurde an 20 Standorten auf der hessischen Rheinseite sowie an vier Standorten auf der linksrheinischen, rheinlandpfaelzischen Seite durchgefuehrt. Fuer den direkten Vergleich zu der Immissionseinwirkung im Raum Biebesheim wurde parallel Pflanzenmaterial in aktivkohle-gefilterter Luft in einer open-top-Kammer in Giessen und an einem Waldstandort im Stadtwald von Fuerth/Odenwald exponiert. Parallel zum Biomonitoring-Programm Biebesheim wurde im Bereich des Flughafens Rhein-Main unter der Leitung der Hessischen Landesanstalt fuer Umwelt Gruenkohl exponiert. An Schwermetallen wurden untersucht: Cadmium, Blei, Zink, Kupfer, Nickel, Arsen, Quecksilber, Chrom, Cobalt, Vanadium, Thallium, Beryllium, Antimon, Eisen, Mangan und zusaetzlich Fluorid bestimmt. Als Biomonitore wurden Weidelgras, Klonfichten und Gruenkohl eingesetzt. An organischen Einzelkomponenten wurden im Gruenkohl und in Klonfichten bestimmt: polychlorierte Dibenzo-p-dioxine (PCDD), polychlorierte Dibenzofurane (PCDF), polychlorierte Biphenyle (PCB), polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) sowie poychlorierte Benzole (PCBz) und polychlorierte Phenole (PCPh). Neben diesen Akkumulationsindikatoren wurden auch Reaktionsindikatoren - Tabak (als Ozonindikator) und Kleine Brennessel (als Indikator fuer Peroxyacetylnitrat = PAN) - eingesetzt. Die Boniturergebnisse der Kleinen Brennessel erbrachten keine der fuer PAN typischen Schadsymptome. Waehrend des Untersuchungszeitraumes - Mai 1992 bis Maerz 1993 - wurden in Hessen generell hohe Ozonkonzentrationen gemessen, wobei aufgrund der Hoehenlage und der Emittentenferne am Waldstandort Fuerth/Odenwald in der Regel hoehere Werte beobachtet wurden als im Grossraum Biebesheim. Auffaellig war, dass Standorte in Autobahnnaehe in die Klassen mit den niedrigsten Schadauspraegungen einzuordnen waren. Insgesamt gesehen wies die Vegetationsperiode 1992 ein hohes phytotoxisches Potential auf. In Weidelgras, Fichtennadeln und Gruenkohl wurden insgesamt sehr niedrige Schwermetallgehalte gefunden. Toxikologisch relevante Belastungen sind nicht gegeben. Standoertliche Unterschiede zeichneten sich lediglich fuer Blei ab: Der Standort "gefilterte Umgebungsluft" wies die geringste Belastung auf, was als Hinweis darauf interpretiert werden kann, dass eine - wenn auch geringe - Bleibelastung ueber den Luftpfad gegeben ist. Bei einem Vergleich der PCDD/F-Homologen- und PCDD/F-Kongenerenprofile aus dem Raum Biebesheim und aus dem Hamburger Suedosten zeigte sich auch zwischen den Proben von diesen weit voneinander entfernten Standorten eine hohe Korrelation. Diese Tatsache deutet darauf hin, dass Gruenkohl unabhaengig vom Standort und den Immissionsbedingungen ein relativ einheitliches PCDD/F- Muster zeigt. In diesem Fall koennen nur die PCDD/F-Gesamtgehalte, nicht aber die Homologen- udn Kongenerenprofile in Gruenkohl dazu beitragen, unterschiedliche Immissionsbelastungen innerhalb einer Region aufzudecken. Die PCDD/F-Summengehalte der im Raum Biebesheim exponierten Fichtennadeln sind vergleichbar mit denen, die fuer eine laendliche, industrienahe Region charakteristisch zu sein scheinen. Die Immissionssituation der Grossraeume Biebesheim und Frankfurt-Flughafen ist aehnlich. Gruenkohl und Klinfichten haben waehrend der sommerlichen Wachstumsperiode aehnl...