Die Auswertung der vorliegenden Literaturdaten zeigt, dass schon innerhalb von kurzen Distanzen zu den untersuchten Anlagen die Mikroorganismen in der Luft in Konzentrationsbereichen liegen, die sich nur unwesentlich von den ueblichen Hintergrundwerten unterscheiden. Es ist unbestritten, dass bei der biologischen Abfallbehandlung, aber auch anderen Abfallbehandlungsanlagen (Sortieranlagen, Deponien u.a.) Keime emittiert und verbreitet werden. Vor diesem Hintergrund haben emotional gefuehrte Diskussionen dazu gefuehrt, biologische Behandlungsverfahren wegen moeglicher Gesundheitsgefaehrdungen in Frage zu stellen. Aufgrund der Tatsache, dass i.d.R. bereits in Entfernungen von 300m zur Anlage Konzentrationswerte gefunden werden, die sich von den Hintergrundwerten nicht mehr unterscheiden, ist davon auszugehen, dass Kompostierungsanlagen keine gesundheitliche Beeintraechtigungen fuer die Anlieger darstellen. Auch wenn in Einzelfaellen in groesseren Entfernungen erhoehte Konzentrationen gemessen werden, gibt es keine Korrelationen mit gesundheitlichen Beeintraechtigungen der anliegenden Bewohner. Es muss allerdings auch deutlich gemacht werden, dass das Transmissionsverhalten von Mikroorganismen von vielen unterschiedlichen Faktoren abhaengig ist. Daher ist auch die Auswertung und der Vergleich der vorliegenden Literaturdaten schwierig, weil die meisten Untersuchungen unter anderen Fragestellungen und den verschiedensten Bedingungen durchgefuehrt wurden. Auch die Daten aus verwandten Anlagearten koennen daher nur grobe Anhaltspunkte dafuer geben, wie sich Mikroorganismen in der Luft verhalten. Probleme bereitet vor allem die Messmethode der Luftkeimsammlung, da man es hier mit einem in qualitativer und quantitativer Hinsicht sehr variablen Parameter zu tun hat; Aussagen ueber Luftkeimkonzentrationen haben daher nur eine bedingte Genauigkeit. Einzig die Tendenz des schnellen Abfalles der untersuchten Luftkeimkonzentrationen mit der Entfernung von der Emissionsquelle ist deutlich erkennbar. Dies wurde von vielen sich mit dieser Thematik befassten Fachkreisen bestaetigt. Es ist daher erforderlich, dass an der Verbesserung der Standardisierung der Luftkeimerfassung sowie der Probenauf- und -verarbeitung im Labor weiter gearbeitet wird, um verbesserte Aussagen zur Immissionsbelastung im Umfeld von Kompostierungsanlagen treffen zu koennen. Um eine Gefaehrdungsabschaetzung fuer Anwohner von Kompostierungsanlagen transparenter durchfuehren zu koennen, sollten in Verbindung mit Emissionsmessungen epidemiologische Grunddaten erhoben werden. Nach Mitteilung der hessischen Umweltverwaltung wurde hierzu ein Projektplan erarbeitet, mit dessen Durchfuehrung 1997 zu rechnen ist.