Das Karstmassiv der Schneealpe mit einer Flaeche von 113 km2 liegt ca 100 km suedwestlich von Wien. Ein bedeutender Teil dieser Flaeche wird von einem Hochplateau mit einer durchschnittlichen Seehoehe von 1.800m eingenommen. Dieses Massiv stellt einen selbstaendigen Karstkoerper dar. Die Schiefer und Phyllite der Grauwackenzone bilden das Basement einer aus drei Deckenkoerpern aufgebauten Abfolge (Tirolikum, Muerzalpendecke, Schneealpen- Deckscholle). Am Aufbau dieser Einheiten sind folgende Schichtglieder beteiligt: Werfener Schichten, Gutensteiner Kalk, Steinalmkalk, Reiflinger Kalk, Hallstaetter Buntkalk, Wetterstein-Kalk und -Dolomit, Waxeneggkalk. Die Serie der Werfener Schiefer an der Basis der triadischen Karbonate bilden den bedeutendsten Stauhorizont. In den Jahren 1965 bis 1968 wurde zwecks Ueberleitung der Siebenquelle bei Neuberg an der Muerz in die I. Wiener Hochquellenwasserleitung bei Hinter-Nasswald ein 9661m langer Wasserstollen durch das Schneealpenmassiv vorgetrieben. Der Stollen verlaeuft quer durch das Schneealpenmassiv zumeist nahe der Basis der Karbonatmasse, unterhalb des Karstwasserspiegels, knapp ueber den wasserstauenden Werfener Schichten. Das Mundloch im Karlgraben (bei Neuberg) liegt 10 bis 20m unter den Austritten der Siebenquellen, das Mundloch im Reistal (bei Nasswald) etwa 30m unter dem Hauptaustritt der Wasseralmquelle. Der Stollen verlaeuft groesstenteils ca. 800 bis 1000m unter der Gelaendeoberkante. Die karsthydrogeologische Datenerfassung zur Abschaetzung der Umwelteinfluesse (geogene und anthropogene Einfluesse) auf die Qualitaet der Quellwaesser im Schneealpengebiet basiert auf den karsthydrogeologischen Kenntnissen, die seit 1962 in diesem Gebiet gewonnen worden sind. Unseren Informationen zufolge sind derartig lang laufende Reihenuntersuchungen, wie sie im Bereich der Schneealpe durchgefuehrt worden sind, im alpinen Raum einzigartig. Das Schneealpengebiet wird sowohl im Norden als auch im Sueden von polyphasig bewegten, annaehernd W-E streichenden Blattverschiebungen begrenzt. Die Dobrein-Stoerung bildet die suedliche Begrenzung des Karstmassives und verlaeuft in einem Buendel zahlreicher subparalleler Flaechen vom Dobrein-Tal ueber Muerzsteg im Westen nach Osten in die Suedflanke der Lachalpe und des Rauhensteins bei Neuberg an der Muerz. Entlang der Bewegungsbahn der Stoerung sind Gesteine aus unterschiedlichen tektonischen Einheiten in Form duenner, stark tektonisierter Lamellen (Flower structure) eingeschichtet. Die entlang der Nordgrenze von Frein im Westen ueber das Tal der Kalten Muerz in Richtung der Goldgrubhoehe und em Lettingkogel nach Osten streichende Blattverschiebung besitzt geringere Bedeutung. Beide Blattverschiebungen durchtrennen ein offenbar aelteres, engstaendiges System aus dominierenden NE-SW streichenden und annaehernd NW- SE streichenden Stoerungen. Untergeordnet sind auch N-S verlaufende Trennflaechen zu beobachten. Diese sind teilweise aufgegangen und scheinen an NS-streichende, ESE-gerichtete Abschiebungen gekoppelt zu sein, die durch die Muerzschlucht N-S streichen. Alle Trennflaechen zeigen gemeinsam mit den Schichtfugen eine lithologisch abhaengige Verkarstung, jedoch scheint diese besonders das NE-SW und NW-SE vergitternde System zu betreffen. Die im Gelaende und aus dem Luftbild erkennbaren Dolingen und Senkungsfelder erscheinen vorwiegend an diesen Trennflaechen angelegt zu sein und belegen erhoehte Wasserwegigkeiten an diesen Strukturen. Im Falle der Siebenquellen wirkt die Dobrein-Stoerung als Sammelkanal fuer die gespeicherten und an den Trennflaechen zutretenden Bergwaesser, die dann am Kreuzungspunkt der Stoerung im tief eingeschnittenen Karlgraben als Ueberfallquelle zutage treten. Ein geringer Teil des Wassers stroemt moeglicherweise entlang der Dobrein-Stoerung weiter nach Westen und kommt erst am Fusse des Kuhkogels im Bachbett des Tirolbaches zum Austritt. Beim Einsetzen der Schneeschmelze (Maerz-Mai) erreichen die Hauptquellen de...