In 27 Dauerflächen wurde im Oberrheingebiet die Pilzflora von Erlenbruchwäldern (Caricielongatae-Alnetum). Erlen-Eschenwäldern (Pruno- Fraxinetum). Grauweidengebüschen (Salicetum cinereae). Uferseggenried (Caricetum ripariae) und forstlichen Abwandlungen des Erlen-Eschenwaldes untersucht. Die Aufnahmeflächen lagen im Weingartener Moor, Streitacker bei Weingarten, nördlich Untergrombach, im Erlich bei Graben und in der Mörlach bei Hockenheim. Die untersuchten Flächen sind sehr artenreich. Es wurden 853 Grosspilzarten nachgewiesen, darunter 103 vermutliche Seltenheiten, von denen 14 Arten bisher in Westdeutschland nur hier gefunden wurden und 3 Arten neu für die Wissenschaft waren. Die Zahl der Pilzarten ist in den Aufnahmeflächen der Waldgesellschaften 5,2- bis 16,4mal so gross wie die der Gefässpflanzen. Der Artenreichtum ist hauptsächlich auf günstige Feuchtigkeitsverhältnisse und extensive Bewirtschaftung zurückzuführen. die Mykozoenosen der untersuchten Pflanzengesellschaften unterscheiden sich in der Artenzahl, durch zahlreiche Differentialarten und durch unterschiedliche Anteile der ökologischen Gruppen. Diese Unterschiede sind hauptsächlich durch Unterschiede der Bodenfeuchtigkeit, der Stickstoffversorgung, des Mikroklimas und der Baumartenkombination verursacht. Mykorrhizapilze sind ausser in den Birken-Ausbildungen des Erlenbruchwaldes und des Erlen-Eschenwaldes nur spärlich vertreten. Bodensaprophyten sind im Erlen-Eschenwald viel zahlreicher als im Grauweidengebüsch und im Erlenbruchwald. Holzbewohnende Pilze bilden in allen untersuchten Waldgesellschaften die grösste ökologische Gruppe. An abgefallenen Ästen und toten Stämmen leben mehr Pilze als an Stubben. Mehrere Arten sind auf zeitweilig überschwemmtes Holz beschränkt. Die Zahl der am Holz der einzelnen Baumarten auftretenden Pilze nimmt mit der Häufigkeit der Baumarten zu. Kahlschlag, Pappelforst und gepflanzte Bestände des Erlen-Eschenwaldes sind ärmer an Pilzarten - insbesondere an Seltenheiten - als der ursprüngliche Wald. Auf Waldwegen wurden ausser Arten der angrenzenden Wälder auch 23 Arten gefunden, die diesen fehlen. Die Pilzflora der untersuchten Pflanzengesellschaften ist vor allem durch Rodung, Kiesabbau, Entwässerung und forstwirtschaftliche Massnahmen gefährdet, vielleicht auch durch Luft- und Wasserverschmutzung. Zum Schutz der Pilzflora wird u.a. vorgeschlagen, Teile des Erlich und des Streitackers unter Naturschutz zu stellen, die naturnahe Zusammensetzung und Struktur der Wälder zu erhalten, weiterhin viel Totholz im Walde zu belassen und auf Entwässerungen zu verzichten.