Die Beziehungen zwischen Vogelwelt und Vegetation im Kulturland wurden in geologisch und geomorphologisch unterschiedlichen, klimatisch jedoch vergleichbaren Gebieten Suedwestdeutschlands, in weinbaulich, ackerbaulich und obstbaulich genutzten Bereichen untersucht. Die Erfassung der Vogelwelt erstreckte sich auf das ganze Jahr, so dass einerseits die Bedeutung der verschiedenen Kulturland-Typen auch als Herbst- und Winterlebensraum fuer Voegel beruecksichtigt wurde, andererseits Fragen nach saisonalen Habitatwechseln oder Verhaltensaenderungen der Vogelarten beantwortet werden konnten. Die Vogelbestandsaufnahmen orientierten sich an der von Blondel et al. (1970) vorgeschlagenen Punktmethode, die zwar fuer die Ermittlung der Siedlungsdichte weniger geeignet ist, fuer die Fragestellungen dieser Untersuchung aber eine Reihe von Vorteilen aufweist. Die Vegetationskomplexe wurden mit der Methode der Sigma-Soziologie (=Synsoziologie) auf der Grundlage von Pflanzengesellschaften und anderen Landschaftselementen (Einzelbaeume, anthropogene Strukturen etc.) erfasst. Die Untersuchungsgebiete liegen in der kollinen Stufe zwischen 150 und 400m ueNN im Bereich der Oberheinebene und des angrenzenden Huegellands. Das Gesellschaftsinventar der Vegetationskomplexe ergibt eine hauptsaechlich auf der vorherrschenden Kultur beruhende Grobgliederung; die weitere Unterteilung richtet sich nach den begleitenden Pflanzengesellschaften (Ruderalfluren, Gebuesche, Feldgehoelze etc.). Die Beziehungen zwischen Vegetation (und anderen Faktoren, z.B. Topographie) und den einzelnen Vogelarten werden mit Hilfe zweier Auswertungen beleuchtet, die sich gegenseitig ergaenzen: 1. der relativen Haeufigkeit, mit der die verschiedenen Elemente von den verschiedenen Vogelarten genutzt werden, und 2. der Koinzidenz der Vogelarten mit bestimmten Probeflaechenmerkmalen. Daraus werden Aussagen ueber die Bedeutung verschiedener Parameter der Topographie, der Vegetation und anderer Faktoren und ueber die Habitatansprueche der einzelnen Vogelarten abgeleitet. Diese Betrachtungen muenden in die Frage, ob die aufgrund floristischer und symmorphologischer Kriterien herausgearbeiteten Vegetationskomplexe als Bezugssystem fuer Vogelgemeinschaften geeignet sind. Es stellte sich heraus, dass die Vegetationskomplexe auf allen Ebenen durch bestimmte Vogelarten bzw. Vogelgemeinschaften gekennzeichnet sind. Die aufgrund haeufigen gemeinsamen Auftretens ausgewiesenen Vogelartengruppen erwiesen sich im wesentlichen auch als Leit-, Kenn- oder Differentialartengruppen der Vegetationskomplexe. So ist die Feldlerchen-Gruppe (Feldlerche, Grauammer, Rebhuhn) zusammen mit der seltenen Wachtel kennzeichnend fuer vorwiegend ackerbaulich genutzte Bereiche (Papaveri-Melandrieto-Sigmetum), die Haenfling-Gruppe mit Haenfling, Girlitz und (bedingt) Hausrotschwanz ist typisch fuer ueberwiegend weinbaulich genutz....