In der vorliegenden Studie wird versucht, eine Standortbestimmung der Jagd im Rahmen einer umfassend nachhaltigen Nutzung natuerlicher Ressourcen vorzunehmen. Eine sachliche Beurteilung der Nachhaltigkeit jagdlicher Eingriffe ist nur moeglich, wenn das jeweilige Nachhaltigkeits-Niveau vorher klar definiert wird. Als zweckmaessig hat sich erwiesen, solch eine Beurteilung gesondert nach Tierarten (bei Bedarf Populationen), Lebensraeumen sowie der jeweiligen Art des Eingriffes durchzufuehren. Aussagen, die verallgemeinern, erweisen sich bezueglich konkreter Optimierungsvorschlaege im Regelfall als weniger ergiebig und auch als weniger konsensfaehig. Sofern dies sachlich vertretbar erscheint, wird in dieser Studie dennoch versucht, jeweils auch zusammenfassende Aussagen ueber die Nachhaltigkeit der Jagd in Oesterreich zu treffen. Jagdliche Eingriffe bzw. Unterlassungen (z.B. mangelhafte Planung oder Durchfuehrung von Abschuessen) sind dabei nicht nur nach deren Einfluss auf die jeweils bejagten Wildarten und die Wildschadens-Situation zu beurteilen. Sie muessen verstaerkt auch hinsichtlich der Bilanz ihrer Wirkungen auf das gesamte davon beeinflusste Oekosystem bewertet werden. Um fuer Oesterreich Aussagen auf Bundesebene zu treffen, wurden die Jagdstrecken zahlreicher Wildarten nach verschiedenen Kriterien interpretiert sowie prioritaere Problembereiche herausgefiltert. Zusammengefasst hat die Streckenanalyse folgendes Bild ergeben: Alle heimischen Schalenwildarten haben seit den Nachkriegsjahren stark zugenommen. Die Rot- und Gamswildstrecken haben sich mehr als vervierfacht, Rehwildstrecken sind auf etwa 500% angestiegen und beim Schwarzwild erfolgte sogar ein Streckenanstieg auf mehr als das Hundertfache. Derzeit werden jaehrlich in Oesterreich knapp 350.000 Stueck Schalenwild erlegt. Aus rein produktionsbiologischer Sicht und auf die einzelne Art bezogen, kann im Hinblick auf diese Wildarten von nachhaltiger Nutzung gesprochen werden. Aus oekologischer Gesamtsicht, d.h. den Lebensraum und andere Arten miteinbezogen, trifft dies in vielen Faellen nicht zu. Speziell dann nicht, wenn durch die Jagdwirtschaft aehnlich den Bewirtschaftungsformen der Land- und Forstwirtschaft hohe Massenertraege durch einseitige Beguenstigung weniger Arten angestrebt werden. Jagdliche Monokulturen, wie sie z.B. in einer nicht unerheblichen Zahl an Schalenwildrevieren in Oesterreich festzustellen sind, werden auch nicht dem Verstaendnis der Helsinki Resolutionen gerecht, da sie jeweils nur Teile des Oekosystems beruecksichtigen und Verluste an Biodiversitaet und Stabilitaet haeufig damit einhergehen. Die nachhaltige Nutzung von Lebensraeumen im Sinne der Helsinki Resolutionen H2 kann noch nicht als allgemein akzeptiertes Ziel angesehen werden. Dies gilt sowohl fuer die oesterreichische Forstwirtschaft, als auch fuer die Jagdwirtschaft. Die Ursachenanalyse des Wald- Wild Konfliktes zeigt, dass z.B. die Bedeutung der forstlichen Bewirtschaftung im Hinblick auf die Lebensraumgestaltung fuer Wildtiere und die Wildschadensanfaelligkeit der Waelder stark unterschaetzt wird. Das Fehlen einer adaequaten Beruecksichtigung im Forstgesetz, etwa in Form einer fuenften Waldfunktion (Lebensraumfunktion) wird bemaengelt. Unter den Einflussfaktoren, die durch die Jaeger auf Oekosysteme einwirken, ist die Schalenwildhege besonders umstritten. Die Hegeverpflichtung wird vielerorts einseitig zugunsten des Schalenwildes umgesetzt. Die Zufuhr von Futtermittel in Waldoekosysteme ist mit einem waldbestandsbezogenen nachhaltigkeitsprinzip nicht zu vereinen (vgl. auch Haber 1993). Die Nachhaltigkeit der Schalenwildbewirtschaftung laesst sich in unserer stark anthropogen beeinflussten Kulturlandschaft speziell beim Rotwild aber nur bei entsprechend grossraeumiger Betrachtungsweise problemorientiert beurteilen (ehemelige Populationsgrenzen!). Jede Energiezufuhr bzw. - verlagerung (Fuetterung) erfordert einen entsprechenden kompensatorischen Ausgleich (z.B. eine an...
156.2 (Behandlung der Wildbestände (Bestandesermittlung, Wirtschaftspläne; Nutzung und Hege; Schutz des Wildes und der Jagd; Wildschutzgebiete usw.) [Gegebenenfalls Kreuzverweise zu 907]) 153 (Populationsschwankungen und -zyklen) 907.13 (Schutz von Wild und Vögeln, Schutzgebiete usw.)