Die Jagd übt durch Eingriffe in die Populationen insbesondere der Schalenwildarten - das sind im wesentlichen Rot-, Reh- und Gamswild - starken Einfluss auf die Waldökosysteme aus. Massnahmen wie z.B. Abschussdurchführung und Fütterung bewirken Populations- und Verhaltensänderungen dieser Wildarten. Diese werden in Wechselwirkung an ihre Lebensräume weitergegeben, wobei es zu mehr oder minder starken Veränderungen der Waldvegetation kommt. Die gravierendste Auswirkung der Jagd ist eigentlich eine Unterlassung, nämlich ein zu geringer Abschuss. Das Zulassen des Anwachsens von Schalenwildbeständen auf jene Höhe, die anderen landeskulturellen Interessen widerspricht, erfolgt aus dem Interesse an hohen kontinuierlichen Abschussmöglichkeiten. Über lange Zeiträume zunehmende Abschusszahlen ohne populationsgefährdende Folgen dokumentieren diese Tatsache einprägsam: 1991 betrug die Anzahl der Abschüsse von Rot-, Reh- und Gamswild mindestens das Zwanzigfache der vergleichbaren Gebiete Österreichs von 1874. Eine gleichzeitig steigende Anzahl an Jägern mit starkem Interesse an hohen Wilddichten kann als zusätzliches Indiz angesehen werden. Eine weitere Ursache liegt in der Art der Jagdausübung: Vorrangiges Interesse am Abschuss männlicher Individuen (Trophäenträger) und starker Jagddruck führen zu Änderungen in der natürlichen Geschlechterzusammensetzung und Altersstruktur der Populationen und im Verhalten der Tiere. Die Einfluss auf die Waldökosysteme erfolgt vor allem durch folgende zwei Faktoren: 1. der Verbiss durch die Schalenwildarten, das Abbeissen junger Triebe, zieht einerseits eine Veränderung der Baumartenzusammensetzung mit darauffolgender Bestandsentmischung nach sich und be- oder verhindert andererseits die kontinuierliche Verjüngung der Wälder: Und 2. die Schäle, das Abschälen der Rinde miest mittelalter Stämme, führt oftmals zum Absterben der betroffenen Bäume und somit zu einer Destabilisierung der Waldstruktur. Neben wirtschaftlichen Schäden für die Forstwirtschaft sind insbesondere Wirkungen, die der Wald für die Allgemeinheit erfüllt, gefährdet: Die Stabilität und Verjüngungsfähigkeit sehr sensibler Waldgesellschaften, besonders der im Alpenraum unverzichtbaen Schutzwälder, kann nicht mehr nachhaltig gewährleistet werden. Die Verringerung der Vielfalt verfügbarer Lebensräume für Wildtiere infolge der Veränderung der Umwelt durch den Menschen brachte einen kontinuierlichen Rückgang der Zahl der bejagten Wildarten mit sich. Gleichzeitig nahm jedoch der Bestand einzelner Arten wie Rot-, Reh- oder Gamswild stark zu. Eine wesentliche Rolle spielte dabei die intensivere jagdliche Einflussnahme auf diese Arten, als die Jagd ab Mitte des 19. Jahrhunders für breitere Bevölkerungsschichten an Bedeutung gewann. Die Beziehung zwischen Wald, Wild und Jagd ist auch von menschlichen Tätigkeiten, die den Lebensraum der Wildtiere im allgemeinen und den Wald im speziellen beeinflussen, abhängig. Bodennutzungsänderungen, sich wandelnde Bewirtschaftungsformen in Forst- und Landwirtschaft sowie der Tourismus bewirken einschneidende Lebensraumveränderungen für das Wild. Insbesondere die Schalenwildarten werden durch intensivere Flächennutzung, die Zersplitterung des waldfreien Lebensraumes und der damit oft verbundenen Beunruhigung in den Wald abgedrängt. Die Folge ist eine Konzentration auf stetig kleiner werdende Rückzugsgebiete. Der dadurch erhöhten Besiedlungsattraktivität des Waldes steht jedoch ein geringeres Nahrungsangebot - nicht zuletzt aufgrund forstlicher Bewirtschaftungsformen - gegenüber. Umfangreiche Daten zur Entwicklung der Jagd (Abschüsse von Schalenwildarten, Jagdkarten u.ae.) und des Einflusses des Wildes auf den Wald (Verbiss, Schäle etc.) finden sich in den jeweiligen Kapiteln sowie im Tabellenanhang dieser Studie.
156.2 (Behandlung der Wildbestände (Bestandesermittlung, Wirtschaftspläne; Nutzung und Hege; Schutz des Wildes und der Jagd; Wildschutzgebiete usw.) [Gegebenenfalls Kreuzverweise zu 907]) 156.5 (Wildschaden und Wildschadenverhütung [Gegebenenfalls Kreuzverweise zu 451.2/.4]) 149.6 (Rüsseltiere. Elefanten. Schliefer. Meerschweinchen. Röhrenzähner. Erdferkel) 153 (Populationsschwankungen und -zyklen) 451.2 (Wildlebende Säugetiere) [436] (Österreich)