Oesterreich zaehlt im internationalen Vergleich zu den vom Tschernobyl- Fallout am staerksten betroffenen Laendern. Die mittlere Flaechenbelastung Oesterreichs betraegt 23,4 kBq 137Cs/m2 (=23.400 Becquerel Caesium-137 pro Quadratmeter). Hoehere Werte der Deposition (ueber etwa 200 kBq 137Cs/m2) finden sich sonst nur in der Ukraine, in Weissrussland, Russland und in Teilen Skandinaviens. Von den insgesamt etwa 70 PBq 137Cs (PetaBq=10 hoch 15 Bq), die in Tschernobyl freigesetzt und weltweit verteilt wurden, sind etwa 2 PBq in Oesterreich deponiert worden. In der vorliegenden Arbeit wurden vom Umweltbundesamt gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium alle bislang verfuegbaren 137Cs-Messungen im Boden nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl zusammengefasst und graphisch dargestellt. Fuer die Darstellung der Karte konnten insgesamt 1788 Messungen verwendet werden, davon 168 aus grenznahen Gebieten der Nachbarlaender. Die Messdaten wurden in einer Datenbank zusammengefasst, welche als Bestandsaufnahme fuer die "Beweissicherung" im Fall moeglicher weiterer radioaktiver Niederschlaege auf Oesterreich dienen kann. Die Daten sind im Geographischen Informationssystem (GIS) des UBA, als Teil des bundesweiten Bodeninformationssystems aufgenommen worden. Der Niederschlag (Deposition) von Radionukliden fuehrt zu einer Kontamination des Bodens. Die deponierte Aktivitaet ist aber nicht identisch mit der Aktivitaet des Bodens zum Zeitpunkt der Messung. Zwei Ursachen sind dafuer ausschlaggebend. Erstens ist der Zeitpunkt der Messung oft Jahre nach der tatsaechlichen Deposition der Radionuklide erfolgt. Wegen des physikalischen Zerfalls der Radionuklide gemaess ihrer Halbwertszeit wurde zur Vergleichbarkeit der Messwerte die Belastung auf den 1. Mai 1986 zurueckgerechnet. Zweitens koennen oekologische Prozesse zur Ab- oder Anreicherung in einem bestimmten Boden fuehren, d.h. zur Verlagerung und damit Veraenderung der deponierten Menge. Besonders stark kontaminierte Gebiete mit Spitzenwerten der Flaechenbelastung bis ueber 100 kBq 137Cs/m2 in Oesterreich sind: - Ein von Norden bis zu den Hohen Tauern verlaufender Streifen: Teile des Wald-, Muehl- und Hausruckviertels, die Gegend um Linz, die Welser Heide, die Pyhrngegend, Salzkammergut, westliche Niedere Tauern und Hohe Tauern bis zu den Zillertaler Alpen. - Ein Gebiet im Sueden Oesterreichs: Koralpe, Suedkaernten - dieser Streifen setzt sich nach Italien fort. Fuer einige stark belastete Gebiete konnte aufgrund der hoeheren Messpunktdichte eine detailierte Isolinieninterpolation erfolgen (Hohe Tauern, Salzkammergut, Waldviertel, Koralpe). Besonders niedrig belastete Gebiete unter 10 kBq 137Cs/m2: - Das ostoesterreichische Flachland, Marchfeld, Weinviertel, Nordburgenland, Tullnerfeld, - Teile Kaerntens und das suedliche Osttirol, - Teile des westlichen Muehl- und Innviertels, - Teile Vorarlbergs: Rheintal, Suedteil des Landes. Die Kontamination landwirtschaftlicher Produkte hat seit dem Reaktorunfall 1986 kontinuierlich abgenommen, waehrend in Waldoekosystemen weiterhin hohe Aktivitaeten von Caesium-137 in Pflanzen und Wildtieren gemessen wurden. Es besteht ein betraechtlicher Unterschied im Verhalten radioaktiver Stoffe zwischen Agrar- und Waldoekosystemen. In Waldboeden findet eine viel langsamere Umsetzung der organischen Substanz statt als in vergleichbaren Boeden der Agraroekosysteme. Einerseits werden Waldboeden (wie z.B. Ackerboeden) nicht mechanisch bearbeitet, andererseits erfolgt auch kein periodischer (jaehrlicher) Biomassenentzug durch Nutzung.