Für die umweltbewusste Unternehmensführung bedeutet das Konzept des regional umweltverträglichen Stoffhaushaltes eine neue Herausforderung. Der Betrieb soll seinen Beitrag zur Region in stofflicher und energetischer Hinsicht untersuchen und so gestalten, dass sein Wirken für die Region zu einer dauerhaft hohen Wertschöpfung mit minimaler Umweltbelastung führt. In der vorliegenden Machbarkeitsstudie wurden die Möglichkeiten der Untersuchung und Darstellung der stofflichen und energetischen Aspekte der Wechselwirkung zwischen Kraftwerk und Region analysiert. Es wurde eine Methodik ausgearbeitet, um das kalorische Kraftwerk Voitsberg 3 inklusive des zuliefernden Kohlebergbaues Oberdorf und der Lagerung der Asche im Karlschacht 2 zu einem Gesamtsystem Kraftwerk mit Peripherie zu verknüpfen. Abb. K-1 zeigt die relevanten Güterflüsse für dieses System. Hierfür wurde wurde zunächst der Weg der Braunkohle "von der Wiege bis zur Bahre", beginnend mit der Gewinnung im Tagebau, über die Verstromung im Kraftwerk, bis zur Ablagerung der anfallenden Aschen verfolgt. In einem zweiten Schritt wurden Ansätze entwickelt, um das Kraftwerk mit Peripherie stofflich in einen regionalen Kontext zu stellen. Abb. K-2 zeigt eine allgemeine Darstellung der Stoffflüsse des Kraftwerkes einschliesslich seiner vor- und nachgeschalteten Prozesse und die Einbindung in die übrigen anthropogenen und natürlichen Stoffflüsse der Region. Je nach Element ist der Beitrag des Kraftwerkes zum Gesamtstoffhaushalt der Region unterschiedlich gross. Unabhängig von den vorgeschriebenen Grenzwerten werden somit jene Probleme in der Region ersichtlich, für die das Kraftwerk in erster Linie Verantwortung trägt. Andererseits kann aber auch klar beantwortet werden, wo eine Massnahme des betreibenden Unternehmens nur eine marginale Wirkung bezüglich der Stoffflüsse und -lager der Region zeigt, und deshalb andere Akteure effizienter agieren können. Die erste Herausforderung dieser Arbeit war es, einen Ansatz zu finden, um die einzelnen Bereiche "Bergbau", "Kraftwerk" und "Aschenkippe" quali- und quantitativ zu einem Gesamtsystem zu verknüpfen; dies kann erst dann gelingen, wenn die einzelnen Teile zuvor in einen aussagekräftigen, die Wirklichkeit am besten wiederspiegelnden zeitlichen Kontext gebracht werden. Um ein möglichst objektives Bild für den Bereich "Bergbau" entwickeln zu können, wurde von der gesamten prognostizierten Lebensdauer des Tagebaues ausgegangen; aus der Summe der bereits gewonnenen und noch dort lagernden Kohle- und Abraummengen wurde auf ein "mittleres" Förderjahr umgerechnet; diese Vorgangsweise hat den Vorteil, dass das sich zeitlich stets verändernde Abraum/Kohleverhältnis mitberücksichtigt werden kann. Für die zeitliche Begrenzung des Bereiches "Kraftwerk" musste ein anderer Weg entwickelt werden. Um dem "mittleren" Förderjahr des Bereiches "Bergbau" zu entsprechen und gleichzeitig einer möglichst langfristigen Betrachtungsweise Rechnung zu tragen, wurden für das Kraftwerk Zeitreihen einiger Betriebsdaten wie z.B. Kohledurchsatz, Emissionen und Energiedaten aus den Jahren 1987 bis 1993 herangezogen. Diese Daten beinhalten sowohl die für einen typischen Betrieb des Kraftwerkes charakteristischen An- und Abfahrvorgänge als auch die Voll-, Teil- und Mindestlastbetriebszustände. Zur Definition eines "Normalbetriebsjahres" des Kraftwerkes, das mit dem "mittleren" Förderjahr des Bergbaues in einen zeitlichen Zusammenhang gebracht werden kann, wurden die vorliegenden Jahresdaten durch die Anzahl der Betriebsstunden normiert und anschliessend gemittelt; auf dieser Basis wurde ein "Normalbetriebsjahr" von 4.000 Betriebsstunden, für die das Kraftwerk ausgelegt wurde, definiert. Es ist ebenso möglich, das "Normalbetriebsjahr" mit einer geringeren Jahresbetriebsstundenzahlen zu definieren, um eventuell kürzere Einsatzperioden des Kraftwerkes zu berücksichtigen.