Es wurden an 4 Terminen (September 1990, April, Juli, Oktober 1991) Artenspektra, Abundanzen und Biomassen der Lumbriciden in 4 Standorten entlang eines Schadstoffgradienten ermittelt (Flaeche A: 300m mittlere Entfernung zum Hauptemittenten, mit Schwermetallen und organischen Schadstoffen hoch belastet; B: 1125m, belastet; C: 2425m, belastet; D: 5900m, unbelastet). Im Untersuchungsgebiet konnten insgesamt nur 5 Arten nachgewiesen werden: in den Standorten A und C je zwei, in den Standorten B und D je drei. Bei den Arten in den hoeher belasteten Flaechen A und B (Lumbricus rubellus, Dendrobaena rubida, Dendrobaena octaedra) handelt es sich ausschliesslich um Streubewohner; in den wenig belasteten bis unbelasteten Flaechen C und D wurden neben Lumbricus rubellus auch Octolasium lacteum, bzw. in D zusaetzlich Allolobophora rosea gefunden. Letztere gehoeren zur Gruppe der Mineralbodenbewohner. Die Boeden sind generell gut belebt: Flaeche B ist mit durchschnittlich 151 Individuen/m2 (Durchschnittswert aus den 4 Probenahmen) am dichtesten besiedelt, gefolgt von D mit 122, A mit 119 und C mit 107 Individuen/m2. Die Flaechen unterscheiden sich damit nicht signifikant voneinander. Die weitaus dominante Art in allen Flaechen ist Lumbricus rubellus. Hinsichtlich der Biomassen weist die am hoechsten belastete Flaeche A mit 50g/m2 (wiederum Durchschnitt aus 4 Probenahmen) den niedrigsten Wert auf; fuer C konnte eine nur unwesentlich hoehere Biomasse nachgewiesen werden (56g/m2). Auch B und D unterscheiden sich mit 73 bzw. 71g/m2 kaum. Die Werte fuer die einzelnen Termine sind sehr uneinheitlich; wegen der grossen Streuung ergeben sich keine statistisch abzusichernden Unterschiede zwischen den einzelnen Standorten. Die hohen Schwermetallgehalte in den Standorten A und B ueben also keinen gravierenden Einfluss auf Abundanz und Biomasse der Regenwuermer aus, wofuer die gute Calcium-Verfuegbarkeit und der hohe pH-Wert sowie der hohe Gehalt an organischer Substanz und der relativ grosse Tonanteil der Boeden verantwortlich ist. Die Artenspektra geben jedoch einen deutlichen Hinweis auf Auswirkungen der Schwermetallbelastung in den Standorten A und B: in diesen Flaechen sind nur solche Arten nachzuweisen, die ueber einen sehr effektiven Entgiftungsmechanismus verfuegen (Streubewohner), waehrend in den wenig belasteten und unbelasteten Flaechen C und D zusaetzlich empfindlichere Arten (Mineralbodenbewohner) auftreten. Da diese beiden Regenwurmgruppen arbeitsteilig fuer die Zersetzung der organischen Bestandesabfaelle, die Durchmischung mit den mineralischen Partikeln und Einbringung in tiefere Bodenschichten verantwortlich sind, muss das Fehlen der tiefgrabenden Mineralbodenformen auf lange Sicht als negativ fuer die Bodenqualitaet bewertet werden.
114.521.4 (Biologische Methoden) 114.68 (Makrobiologie) 114.268 (Sonstige Metalle und ihre Verbindungen) 181.45 (Einflüsse durch Verunreinigungen der Umwelt) [436.7] (Tirol)