In der vorliegenden Monographie des Umweltbundesamtes wird erstmals ein Überblick über die in Österreich vorkommenden gebietsfremden Arten, auch Neobiota genannt, gegeben. Die Dokumentation gebietsfremder Arten ist insofern von Bedeutung, da diese Arten durch Konkurrenz, Raubdruck und die Übertragung von Krankheitserregern oder Parasiten eine Bedrohung der ursprünglichen biologischen Vielfalt darstellen können. Zum Schutz der ursprünglichen Artengemeinschaften sind im Rahmen des Übereinkommens über die biologische Vielfalt Maßnahmen zur Kontrolle der Arten, die ursprüngliche Arten und Lebensräume gefährden, vorgesehen. Österreich hat dieses Übereinkommen 1994 unterzeichnet und setzt mit der Inventarisierung der gebietsfremden Arten einen ersten Schritt zu ihrer Kontrolle und damit zur Sicherung der ursprünglichen biologischen Vielfalt. Unter dem Begriff Neobiota werden alle nach 1492 unter direkter oder indirekter Mitwirkung des Menschen nach Österreich gelangten Organismen zusammengefasst. In der vorliegenden Studie wird erstmals ein Überblick über diese Pflanzen (Neophyten), Pilze (Neomyzeten) und Tiere (Neozoen) in Österreich gegeben (Stand: Februar 2002, einzelne Nachträge bis Juni 2002). Mikroorganismen und unzureichend bekannte Tiergruppen wurden in die Bearbeitung nicht einbezogen. Die Inventarisierung der gebietsfremden Arten basiert auf der Auswertung der faunistischen und floristischen Literatur sowie unveröffentlichten Angaben von Spezialisten. Alle Neobiota werden hinsichtlich der Art ihrer Ausbreitung (Einwanderung, Einschleppung, Einbürgerung), ihres Status (unbeständig, etabliert) und ihrer derzeitigen naturschutzfachlichen Bedeutung (bisher ohne Auswirkungen, potenziell invasiv, invasiv) charakterisiert. Weiters werden ergänzende Informationen (Herkunft, Verbreitung und besiedelte Lebensräume in Österreich, Spezialliteratur) angeführt. In Österreich wurden bislang insgesamt 1.110 (inklusive einiger Varietäten) neophytische Gefäßpflanzen nachgewiesen. In dieser Zahl sind 51 bezüglich der Abgrenzung Archäophyten/Neophyten kritische Taxa inkludiert. Mit dem Ausdruck "Taxa" sind hier Arten, Unterarten bzw. Varietäten gemeint. Bei 14 Taxa ist unklar, ob sie nicht eventuell in Teilen Österreichs einheimisch sind, bei 3 Taxa ist die Abgrenzung zwischen Anpflanzung und Verwilderung unklar. Diesen 1.110 Neophyten stehen (ohne die Kleinarten der Gattungen Hieracium, Rubus, Taraxacum und des Ranunculus auricomus agg.) die etwa 2.950 Gefäßpflanzenarten und -unterarten der Flora Österreichs gegenüber (Niklfeld 1999). Somit liegt der Anteil der Neophyten an der Gesamtflora Österreichs (ca. 4.060 Taxa) bei etwa 27%.