Betrachtet man nun rückblickend die Verhandlungen im Rahmen des internationalen Forstpolitikdialogs, so lässt sich feststellen, dass man diese Verhandlungen in fünf Phasen einteilen kann. In der ersten Phase (Anfang 1980-1992) wurde das Thema Wald auf die internationale Agenda gesetzt und dabei neu bewertet bzw. definiert. Diese soziale Konstruktion des Waldes auf internationaler Ebene konnte nur durch das argumentative Zusammenspiel von internationalen Organisationen (wie z.B. FAO, ITTO), Staaten (wie z.B. Österreich) und NGOs (z.B. Foe, WWF) erfolgen. Die unterschiedlichen Vorstellungen der AkteuInnen über die Beschaffenheit des gegebenen Policy Problems liesen hierbei die Funktionalität des Waldes nicht unberührt. Trotz unterschiedlicher Bedeutungszuweisungen verhalfen diese AkteurInnen dem "Regenwaldnarrativ" in den 80er Jahren zu einer hegemonialen Geschichte zu werden. Die Veränderung des "Regenwaldnarratives" in einen "allgemeinen nachhaltigen Waldnarrativ" in den 90er Jahren sollte einen entscheidenden Einfluss auf den weiteren Verlauf des Forstpolitikdialogs nehmen. UNCED ist als Diskursort der Macht zu betrachten, da dort für den Wald wichtige Policy-Dokumente verabschiedet wurden: Die Waldgrundsatzerklärung stellt den Wald nicht mehr nur in Bezug zu forstwirtschaftlichen Aspekten dar, sondern es können bereits deutliche Hinweise auf den sustainable development-Diskurs gefunden werden, der eine nachhaltige Waldwirtschaft aller Wälder vor Augen hat. Obwohl das Prinzip der nationalen Souveränität über die jeweiligen eigenen natürlichen Ressourcen in den einzelnen Dokumenten wiederholt aufgenommen wurde, zeigten sich in Rio bereits Brüche. Einerseits wird im Policy-Blueprint der Agende 21 darauf hingewiesen, dass alle Ebenen für die Umwelt bzw. den Umweltschutz und hier (vgl. Kapitel 11 und 13) speziell für den Wald Verantwortung übernehmen sollen. Dies widerspricht der herkömmlichen Interpretation von nationaler Souveränität, da dadurch auch die internationale oder z.B. die supranationale Ebene im Falle der Europäischen Union das Recht hat bzw. dafür Sorge zu tragen hat, dass die Umwelt geschützt wird. Dies kann als Beginn einer neuen Ära der internationalen Beziehungen interpretiert werden. Andererseits kommt der Wissenscahft und ihren neuen Erkenntnissen im Umweltbereich eine wichtige Rolle zu, da die Umweltverschmutzung nun als transnationales Problem erkannt wird, langfristige Politikplanung aber im Widerstreit mit den kurzfristig erreichbaren Zielsetzungen, die von demokratischen Systemen bevorzugt werden, im Widerspruch stehen.