Da Zahl und Komplexität der zu bewältigenden Naturschutzaufgaben weltweit zunehmen, wird immer deutlicher, dass besonders im Arten- und Lebensraumschutz dringend Handlungsschwerpunkte gesetzt werden müssen. Weltweit sind daher zahlreiche Listen und Verzeichnisse entstanden, die den Anspruch erheben, Arten zu benennen, die besondere Aufmerksamkeit auf sich ziehen sollten. Diese Bewertungen werden im ersten Teil der Arbeit nach Aussagekraft und Informationsbedarf geordnet. Der vorliegende Ansatz zählt zum Typ der Schutzwürdigkeitsevaluierungen, die als Vorstufe zu definitiven Prioritätenlisten gelten können. Nach kritischer Betrachtung des Informationsgehaltes der verwendeten floristischen Daten (Floren, Verbreitungskarten, Rote Listen, Vegetationsmonographien) werden bewertungsrelevante floristisch-chorologische Merkmale der Arten und ihrer Areale vorgestellt und ihre Auswahl und Skalierung erläutert und begründet. Damit werden erstmals biogeographische Parameter in ihrem Bezug zur Bestands- und Gefährdungssituation klar definiert und ausführlich diskutiert. Die zur Schutzwertanalyse herangezogenen Kriterien sind der floristisch-chronologische Einbürgerungsstatus in Deutschland, die taxonomische Eigenständigkeit der Sippen, der Charakter des Teilareals im Bezugsraum, die Größe des Gesamtareals, Frequenz und Abundanz der Arten im Gesamtareal, der Flächenanteil der deutschen Vorkommen am Gesamtverbreitungsgebiet, die Bestandesentwicklung im Gesamtareal und die globale und internationale Bestandesgefährdung der Arten. Die Klassifizierung und Skalierung der Merkmalsausprägung erfolgen Bezug nehmend auf die globale Bestands- und Gefährdungssituation. Für diese Bewertung werden aus rein biogeographischer Sicht indigene, taxonomisch isolierte und im gesamten Areal sehr seltene Sippen mit kleinen Siedlungsgebieten, die in Deutschland endemisch vorkommen und stark zurückgehen, am höchsten eingestuft. Als aus pflanzengeographischer Sicht in Deutschland am wenigsten schutzwürdige Pflanzenarten werden solche aufgefasst, die in sehr großen Hauptarealen häufig vorkommen, Deutschland nur mit geringsten Flächenanteilen besiedeln und sich in Europa synanthrop ausbreiten. Ein Hauptteil der Arbeit ist die Entwicklung und Erprobung von Verarbeitungs- und Anwendungsmöglichkeiten der vorgenommenen Arealanalysen. Als grundlegend für eine objektive und nachvollziehbare Bewertung sowie zahlreiche Auswertungsschritte kann die hier vorgestellte numerische Aufschlüsselung und Codierung der chorologischen Merkmale bezeichnet werden. Den klassifizierten und nach ihrer Schutzrelevanz skalierten Merkmalsausprägungen werden dabei Wertziffern zugeordnet, die numerische Weiterverarbeitung und quantitative sowie kausale Analysen ermöglichen. Als auswertbare Daten werden Zahlencodes verwendet, die die qualitativen, quantitativen und dynamischen Arealeigenschaften verschlüsseln. Daneben gibt es aber auch formelhafte Zusatzinformationen, welche die Lage des Arealzentrums, die Lage und Gestalt des Gesamtareals und den Gefährdungsgrad in Deutschland beschrieben.