Frühere Untersuchungen zeigten, dass eine Reihe organischer Schadstoffe mit problematischen Eigenschaften für die Umwelt auch in entlegenen Waldgebieten der Alpenregion deutlich nachweisbar sind (Weiss 1998, Weiss 2000a). Die Ergebnisse für ein Höhenprofil in den nördlichen Kalkalpen (Weiss et al. 1998) und Untersuchungen in den Rocky Mountains (Blais et al. 1998) erbrachten Hinweise, wonach an höhergelegenen Standorten vergleichsweise höhere Konzentrationen an akkumulierenden organischen Schadstoffen nachweisbar sind. Die vorliegende Untersuchung sollte daher die Belastung mit organischen Schadstoffen, die aufgrund ihrer Toxizität und Persistenz in der Umwelt unter besonderer internationaler Beobachtung stehen, an entlegenen Waldstandorten in den süd-östlichen Alpen feststellen. Zu diesem Zweck wurden neun emittentenferne Waldstandorte in Kärnten und erstmalig auch in Slowenien ausgewählt und -jährige Fichtennadel- sowie teilweise Auflagehumusproben dieser Standorte analysiert. In der Grenzregion zwischen Kärnten und Slowenien (Koralpe) wurde zudem ein Höhenprofil, -jährige Fichtennadeln an fünf Standorten und 1-jährige Fichtennadeln und Auflagehumus an drei Standorten entlang eines Höhengradienten, untersucht. Folgende Substanzen bzw. Substanzgruppen wurden analysiert: polychlorierte Dibenzodioxine und -furane, polychlorierte und polybromierte Biphenyle, Hexachlorbenzol, Hexachlorcyclohexane, DDT plus Metaboliten, Aldrin, Dieldrin, Endrin, Chlordan, Heptachlor, Mirex, Chlordecon, Pentachlorphenol, polybromierte Diphenylether, Chlorparaffine, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, leichtflüchtige halogenierte Kohlenwasserstoffe, Trichloressigsäure und Nitrophenole. Viele dieser Substanzen sind im UN-ECE-Protokoll zu persistenten organischen Schadstoffen, deren Verwendung bzw. Emission durch einen verbindlichen Vertrag verboten bzw. reduziert werden soll, und in einem völkerrechtlich verbindlichen Vertrag unter der UNEP zum weltweiten Bann von langlebigen Umweltgiften enthalten. Die Ergebnisse der vorliegenden Studie belegen eine weiterhin bestehende ubiquitäre Belastung mit persistenten organischen Schadstoffen in entlegenen Waldgebieten alpiner Regionen. Hervorzuheben sind hier besonders die aktuellen Nachweise von Substanzen, die in weiten Teilen Europas seit Jahren bzw. sogar Jahrzehnten nicht mehr eingesetzt werden, z.B. die Pestizide DDT, Aldrin und Dieldrin. Ein Vergleich mit den Gehalten persistenter organischer Schadstoffe in landwirtschaftlich genutzten Böden Kärntens (Amt der Kärntner Landesregierung 1999a) zeigt die besondere Akkumulation persistenter organischer Schadstoffe in Waldböden - trotz fehlender Anwendung im Wald übertreffen die Auflagehumusgehalte bei einer Reihe von Pestiziden die Gehalte in landwirtschaftlichen Böden. Dies gilt auch für andere persistente organische Schadstoffe, wie etwa polychlorierte Biphenyle und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe.