Auf der Basis umfangreicher Literatur-Studien wurde die Problematik zur Auswirkung der Bodenversauerung auf Stoffbestand und Stoffkreisläufe in Waldböden eingehend diskutiert und bewertet sowie Vorschläge für weiteren Forschungsbedarf formuliert. Im einzelnen wurden alle wichtigen Versauerungspfade in Waldökosystemen dargestellt und die dabei ablaufenden Prozesse beschrieben. Im Mittelpunkt stand die Frage nach dem Ausmass der irreversiblen Degradierung von Waldböden als Folge der intensiven Silicatverwitterung und -zerstörung unter stark bis extrem sauren Bedingungen. Im Zusammenhang mit der Beschreibung der Pufferreaktionen wurde auch auf die Ursache-Wirkungsbeziehung zwischen anthropogener Luftverunreinigung, fortschreitender Tiefenversauerung und Grundwasserversauerung in Abhängigkeit vom jeweiligen Bodensubstrat und Ausgangsgestein eingegangen. Desweiteren wurden anhand von Fallbeispielen ausgewählter Waldgebiete, in denen eine hohe Informationsdichte bezüglich bodenchemischer und -mineralogischer Kennwerte vorliegt, die im Rahmen des Critical Loads/Critical Levels-Projektes erstellten Karten verifiziert. Die im Rahmen dieses Projektes auf der Grundlage von Angaben zu pH-Werten in den Tiefenstufen 0-10cm und 10-50cm von über 3.000 Waldbodenprofilen erstellten pH-Karten zeigen, dass in den Oberböden (0-10cm) 78% der pH-Werte unter 4,2 und davon 28% unter 3,3 liegen. Auch im tieferen Mineralboden (10-50cm) beträgt der Anteil an pH-Werten unter 4,2 noch über 50%. Im Vergleich zum Gesamtkollektiv lässt die Verteilung der pH-Werte in den einzelnen Bundesländern ein mehr oder weniger deutliches Nord-Süd-Gefälle erkennen. Insgesamt besteht eine deutliche Beziehung zwischen dem Versauerungsstatus der Waldböden und der Art des Ausgangsgesteins sowie den verschiedenen bodentypologischen Einheiten. Ferner sind, wie die bodenchemischen Eigenschaften der Waldböden in den verschiedenen Fallbeispielen zeigen, auch Beziehungen zum Klima, Relief und zur Vegetation zu erkennen. Als Folge der starken bis extremen Bodenacidität treten bei der überwiegenden Zahl der untersuchten Waldstandorte Protonen und Al-Ionen als dominierende Kationen an den Austauschern auf. In den Tiefenstufen 0-10cm und 10-50cm weisen über 60% der Waldböden eine H-Al-Sättigung von größer gleich 70% auf. Im Gegensatz dazu zeigt die Häufigkeitsverteilung der Basensättigung in den Tiefenstufen 0-10cm und 10-50cm bei der Auswertung der im Rahmen dieses Projektes erhobenen Daten, dass nahezu 50% der Waldböden in der BRD eine Basensättigung von kleiner gleich 10% aufweisen. Bei Basensättigungswerten <15% ist eine starke Gefährdung durch Al-Toxizität und eine Schädigung des Feinwurzelsystems gegeben. Legt man den Anteil an Calcium und Magnesium an der Summe der austauschbaren Kationen als Elastizitätsparameter zur Abschätzung des Pufferungsvermögens gegenüber Säureeinträgen zugrunde, so besitzen insgesamt 83% der Oberböden in der Tiefenstufe 0-10cm eine geringe (31%) bis sehr geringe (52%) Elastizität hinsichtlich der Pufferung von Säureeinträgen. In der Tiefenstufe 10-50cm weisen 54% der Waldböden eine geringe (22%) bis sehr geringe (32%) Basensättigung auf. Die heute festzustellende Versauerung der Waldböden hat weitflächig ein so grosses Ausmass erreicht, dass bereits gravierende Veränderungen der Stoffkreisläufe und starke Schädigungen der Waldböden stattgefunden haben. Die durch natürlichen Prozess und anthropogene Einflüsse bedingte starke bis extreme Versauerung der Waldböden führt, wie die Ergebnisse chemischer Analysen sowie röntgenographischer und elektronenmikroskopischer Untersuchungen zeigen, zu gravierenden Veränderungen des Mineralbestandes und des Stoffhaushaltes der Böden. Profilbilanzen von Waldböden zeigen, dass in den stark bis extrem versauerten Bodenhorizonten eine beträchtliche Verarmung an Alkali- und Erdalkalimetallen (Na, K, Ca und Mg) festzustellen ist.