Okulare und biochemische Schadensdiagnose bei Fichten und Weisstannen : Ein Vergleich beider Diagnoseverfahren an Dauerbeobachtungsflächen in Baden-Württemberg
Im Rahmen dieser Studie wurden die Eigenschaften okularer und biochemischer Merkmale zur Indikation der Vitalität von Coniferen vergleichend untersucht. Die biochemische Schadindikation wurde dabei als eigenständiges System gewertet, welches nicht mit der okularen Schadansprache konkurriert, sondern diese ergänzt. Hierzu wurden im Verlauf der Jahre 1993 bis 1995 je sechs Bäume von zehn Fichten (Picea abies)- und zwei Weisstannenbeständen (Abies alba) auf Dauerbeobachtungsflächen in Baden-Württemberg sowie einer ungeschädigten Fichten-Referenzflaeche beprobt. An den ausgewählten Standorten stand eine hohe Informationsdichte zu den potentiell bedeutsamen Stressoren (Mineralstoffversorgung, Immissions- und Depositionssituation) zur Verfügung. Folgende biochemische Indikatoren wurden untersucht: die Gehalte an Chlorophyll a+b, Ascorbat, Alpha-Tocopherol, freien Polyaminen (Putrescin, Spermidin), phenolischen Verbindungen (u.a. Catechin), freiem Prolin, ACC und MACC, die Aktivität der Phosphoenolpyruvat-Carboxylase (PEPC), die Emissionsraten von Ethylen und die Osmolalitaet des Nadelpressaftes. Zur Ermittlung des Ernährungsstatus der Bäume wurden die Gehalte der wichtigsten Mineralstoffe bestimmt. Zur Integration der einzelnen biochemischen Indikatoren wurden zwei Verfahren gewählt: zum einen wurde anhand der ueber Vergleichsdaten abgeschätzten Schwellenwerte eine Indexzahl, der "Biochemische Schadindex" (BSI) ermittelt; zum anderen wurde alternativ mit Hilfe der Faktorenanalyse eine Reduktion der Zahl der biochemischen Indikatoren auf zwei Hintergrundvariable (Faktoren) durchgeführt. Als Fazit kann die Aussage getroffen werden, dass die im Rahmen dieser Studie gewählten biochemischen Indikatoren geeignet sind, sowohl eine integrierende Aussage über die Vitalität von Coniferen im allgemeinen und in gewissen Umfang auch eine differenzierende Indikation von Stressoren zu treffen. Der Vergleich der biochemischen Indikatoren mit den Nadelverlustansprachen der Folgejahre zeigt die Fähigkeit der biochemischen Schadansprache zur Frühindikation von Vitalitaetsveränderungen auf.