Die Raumentwicklung Österreichs ist durch generelle Trends und Tendenzen sowie durch spezifische Ereignisse "vor Ort" gekennzeichnet. Die generellen Trends und Tendenzen sind Gegenstand der hier vorgestellten Analysen. Aus der Vielzahl an Einzelaussagen werden zusammenfassend folgende Punkte hervorgestrichen: 1. Die Bevölkerungsentwicklung Österreichs zeichnet sich generell durch ein geringes Wachstum aus. Die Zuwanderung aus dem Ausland ist zum bestimmenden Element der demografischen Entwicklung des Landes insgesamt geworden. Die Veränderung der Bevölkerungszahl ist jedoch gering, weil die Zuwanderung die negative Geburtenbilanz lediglich kompensiert. Dies gilt für Österreich insgesamt, nicht jedoch für die einzelnen Länder und Bezirke. Auf einer subnationalen Ebene lassen sich deutliche Unterschiede feststellen, getragen von der Zu- und Abwanderung sowie von unterschiedlichen Geburtenzahlen. Wachstum in den westlichen Bundesländern, aber auch Bevölkerungszunahme in der Agglomeration Wien sind gleichzeitig zu beobachten. 2. Die Suburbanisierung - als Prozess der Verlagerung von Bevölkerung und Arbeitsplätzen aus den Kernstädten an die Stadtränder - bestimmt einen Teil der Raumentwicklung Österreichs. Sie ist getragen vom Wunsch vieler nach dem Wohnen im Eigenheim und im "Grünen". Suburbanisierung führt zu einer flächigen Ausbreitung der Stadt, zur Segregation der Bevölkerung und zur Zunahme des dffusen und schwer kanalisierbaren Verkehrs. Die Ansiedlungen der Wohnbevölkerung, der Einfkaufszentren und der Betriebe verlaufen in vielen Fällen unkoordiniert und konfliktträchtig und eher selten geordnet und planvoll. Als eine weitere Folge dieser Zunahme von flächenintensiven Einrichtungen ist eine empfindliche Verteuerung der Bodens zu beobachten. Viele Gemeinden stehen dabei vor einer paradoxen Situation. Sie haben viele Flächen als Bauland gewidmet und müssen dennoch beobachten, dass relative Baulandknappheit herrscht und die Baulandpreise zugenommen haben. Gewidmetes Bauland wird gehortet und steht weder dem Wohnbau noch zur Betriebsansiedlung zur Verfügung. 3. Die Suburbanisierung ist auch Ausdruck der relativen Wohlstandsvermehrung der Bevölkerung. Damit wird eine generelle Erscheinung angesprochen: Die einzelnen Element der Raumentwicklung weisen eine unterschiedliche Dynamik auf und haben sich teilweise voneinander abgekoppelt. Das Haushaltswachstum vollzieht sich rascher als das Bevölkerungswachstum und die Neubauentwicklung wiederum dynamischer als die Haushaltsentwicklung. Mehr Wohnraum wird gebaut und genutzt, weil mehr Menschen sich diesen auch leisten können. Das Bruttoinlandsprodukt nimmt stärker zu als die Einwohnerzahl, das Mehr der Erträge der Güter- und Dienstleistungsproduktion bekommt - ohne Berücksichtigung der Verteilungsfrage - der Einzelne. Im Berichtszeitraum erhöht sich das Bruttoinlandsprodukt abermals um rund 3 % p.a., während die Bevölkerung nur um 0,2 % p.a. zunahm.