Standardliteratur, Bewertungsvorschriften und -richtlinien sowie die Rechtsprechung in Oesterreich bevorzugen bezueglich der Bewertung forstlicher Liegenschaften das Vergleichswertverfahren. In der Praxis der Bewertungstaetigkeit wird hingegen vielfach ausschliesslich auf traditionelle Rechenverfahren und Faustregeln zurueckgegriffen, waehrend Vergleichspreiserhebungen und -analysen meist unterbleiben. Diese Vorgangsweise wird u.a. mit folgenden Argumenten begruendet: "Es gibt praktisch keinen forstlichen Grundstuecksmarkt." "Forstliche Kauffaelle kommen im Hinblick auf eine vergleichende Bewertung viel zu selten vor." "Kein Marktobjekt (Waldgrundstueck) gleicht einem anderen." "Forstliche Liegenschaften sind extrem selten gehandelte, inhomogene Wirtschaftsobjekte." "Eine Trennung der Kaufpreise in Boden- und Bestandeswertanteil ist nicht moeglich." In der vorliegenden Arbeit sollte untersucht werden, ob diese Argumente zutreffen, insbesondere ob die im freien Geschaeftsverkehr abgewickelten Waldverkaeufe nach Anzahl und raeumlicher Verteilung zu Preisvergleichen geeignet sind, ob also ein forstlicher Grundstuecks(-teil-)markt ueberhaupt existiert. Das erhobene Datenmaterial sollte nach Gesichtspunkten der Marktmorphologie und nach vermuteten aeusseren Einflussfaktoren auf die Preisbildung ausgewertet werden. Es besteht aus mehr als 7.100 Einzelverkaeufen von Waldflaechen in den Bundeslaendern Burgenland, Niederoesterreich und Steiermark aus den Jahren 1981 bis 1990 laut Kaufpreissammlungen der betreffenden Finanzaemter sowie aus den gesammelten Grundverkehrsdaten der Oesterreichischen Bundesforste im Zeitraum 1974 bis 1990. Folgende Hypothesen wurden formuliert: (1) Die Waldpreise steigen im Zeitablauf nominal und real. (2) Es besteht signifikante Unterschiede des Waldpreisniveaus zwischen den regionalen Einheiten - Bundeslaender, politische Bezirke, Forstliche Waldgebiete, Landwirtschaftliche Produktionsgebiete, Preisgebiete der forstwirtschaftlichen Einheitsbewertung (steuerliche Einteilung) (3) Die Bevoelkerungsdichte beeinflusst die Preisbildung von Waldflaechen und die Mobilitaet des forstlichen Grundstuecksmarktes. (4) Die Waldpreise je Flaecheneinheit sinken, die Mobilitaet des Marktes steigt mit hoeherer Waldausstattung (Bewaldung) des Lagebezirkes. (5) Die Waldpreise je Flaecheneinheit sinken mit zunehmender Flaechengroesse des Verkaufsobjektes. (6) Die Person des Erwerbers bzw. dessen Ziele beeinflussen die Hoehe der Waldpreise. (7) Der Homogenitaetsgrad der Waldpreise ist als Folge der behaupteten Heterogenitaet der Marktobjekte gering. (8) Die Preisentwicklung auf dem forstlichen Grundstuecksteilmarkt zeigt Parallelen zum landwirtschaftlichen und zum Baulandmarkt. (9) Es bestehen bestimmte Relationen zwischen den Kaufpreisen fuer Waldflaechen und jenen fuer landwirtschaftliche Flaechen bzw. fuer Bauland. Mit Ausnahme des ...