Im bayerischen Alpenraum waren in juengster Vergangenheit mit zunehmender Haeufigkeit objektgefaehrdende Lawinenabgaenge aus dem Bergwald zu beobachten, die in Zusammenhang mit der dramatischen Waldschadensentwicklung die Frage aufwerfen, in welchem Umfang der Bergwald kuenftig seiner Lawinenschutzfunktion gerecht werden kann und welche Folgen fuer Infrastruktur und Siedlungsbereiche damit verbunden sind. Um Vorstellungen ueber die aktuelle Waldlawinensituation zu gewinnen und den zukuenftigen Handlungsbedarf zur Erhaltung der Schutzfaehigkeit des Bergwaldes abschaetzes zu koennen, wurde das vorliegende Entwicklungsvorhaben ins Leben gerufen. Zielsetzung war zum einen das Entwickeln eines Dokumentationsverfahrens zur grossflaechigen Beobachtung der Waldlawinenaktivitaeten im Untersuchungsgebiet 'Landkreis Oberallgaeu', zum anderen das Erarbeiten wissenschaftlicher Grundlagen ueber die Anrissursachen von Waldlawinen. Das Dokumentationsverfahren basiert auf einer intensiven Luftbeobachtung und ermoeglicht durch den Einsatz von Videokameras auf grosser Flaeche das Aufzeichnen der meist nur kurzzeitig nach lawinenrelevanten Wettersituationen erkennbaren Schneebewegungen. Etwa 17 900 ha Bergwaldflaeche konnten bei jeder der zehn Befliegungen in d. Wintern 1986/87 bis 1988/89 ueberwacht werden. Vollstaendige und aussagekraeftige Videozeitreihen liegen fuer ca. 7 000 ha Schutzwaldarealen vor und offenbaren hier eine bisher nicht fuer moeglich gehaltene Waldlawinenaktivitaet. Von mehr als 2 300 Waldlawinenanrissen liegt beweissicheres Videofilmmaterial vor. Die Beobachtungen aus der Luft unterstreichen, dass nur ein geringer Prozentsatz von weniger als 10 % der tatsaechlich auftretenden Waldlawinen vom Boden aus zu erfassen sind. Aus diesem Grund kann von einer systematischen Unterschaetzung der Waldlawinenproblematik in den letzten Jahrzenten ausgegangen werden. Entsprechend hoch sind bis jetzt die Handlungsdefizite zur Sicherung der Schutzfaehigkeit des Bergwaldes hinsichtlich der Lawinengefahr aus dem Wald. Died Waldlawinenproblematik ist gepraegt von einer hohen systemimmanenten Dynamik, die in der Lage ist, kurzfristig die Aufwuchsbedingungen einer standortsgemaessen Naturverjuengung zu verschlechtern, mittelfristig die Regenerationsfaehigkeit des Bergwaldes einzuschraenken und langfristig zur Ausbildung ausgepraegter Lawinenstriche beizutragen. Von den insgesamt erfassten, ueber 2 300 Waldlawinen trat der Grossteil mehrfach pro Winter immer wieder an den selben Gelaendeorten auf. Es gibt somit bevorzugte Anrissbereiche von Waldlawinen im Bergwaldareal, die durch spezifische Gelaendeparameter und Waldstrukturen charakterisiert sind. .........
116.12 (Ablagerung und Verteilung des Schnees (einschl. Wirkungen auf die Bodentemperatur usw.)) 423.5 (Lawinen) 907.32 (Schutzwald) 228.1 (Bestandesdichte. Schlußverhältnisse. Haupt- und Nebenbestand. Baumklassen) 425.1 (Gase und Schwebestoffe (Rauchschäden)) [23] (Oberhalb des Meeresniveaus. Die gegliederte Erdoberfläche. Auf dem festen Land im allgemeinen. Gebirge) [430.1] (Bundesrepublik Deutschland, bis 1990)