Infolge der Grenzöffnung zur früheren CSSR und dem baldigen Beitritt der Republik Österreich zur Europäischen Union ergeben sich für das bayerisch-tschechisch-oberösterreichische Dreiländereck völlig veränderte Rahmenbedingungen für die zukünftige Entwicklung. Aus ehemaligen benachteiligten Randgebieten in den drei Ländern ist ein zentraler Raum innerhalb Europas geworden, dessen Chancen durch die Übernahme neuer Funktionen grenzüberschreitend verwirklicht werden können. Damit die vorhandenen Potentiale gemeinsam und aufeinander abgestimmt genutzt werden können, wurde im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Landesentwicklung und Umweltfragen, des Tschechischen Ministeriums für Wirtschaft und des Amtes der Oberösterreichischen Landesregierung das Entwicklungskonzept Bayerischer Wald/Sumava (Böhmerwald)/Mühlviertel erarbeitet. Es stellt die Zukunftsperspektiven des Raumes in Form von Zielen und Massnahmen dar und nennt konkrete Projekte, die zu deren Umsetzung wesentlich beitragen können. Die drei Teilräume weisen für die letzten beiden Jahrzehnte positive Wanderungsbilanzen der Bevölkerung auf. Ihre Attraktivität als Wohn- und Arbeitsraum konnte durch gezielte Strukturförderung im bayerischen und im oberösterreichischen Teilraum gesichert und teilweise noch ausgebaut werden. Problemtaisch ist der hohe Anteil an Pendlern, der wesentlich zum Individualverkehr beiträgt. Deshalb sollten wohnortnahe Arbeitsplätze erhalten und möglichst neue geschaffen werden. Zur Sicherung der Versorgung auf allen Ebenen sollte das Netz der zentralen Orte und Entwicklungsachsen bedarfsgerecht erhalten und ggf. ausgebaut werden. Weiterhin sollten die in ausreichendem Umfang vorhandenen Wohnbau- und Gewerbeflächen verfügbar gemacht werden. Einer Zersiedelung der Landschaft sollte jedoch entgegengewirkt werden. Ebenso sollten zukünftig stärker als bisher landschaftsgerechte Bauweisen realisiert werden. Aufgrund seiner ehemaligen Randlage und seines Mittelgebirgscharakters weist das Untersuchungsgebiet naturräumliche Besonderheiten auf, die innerhalb Mitteleuropas einmalig sind. Hierzu gehören grossflächige weitgehend naturnahe Wald- und Fliessgewaesserökosysteme, Moore sowie halbnatürliche Streuwiesen und Halbtrockenrasen mit den sie prägende Pflanzen- und Tierlebensgemeinschaften. Jahrhundertelange land- und forstwirtschaftliche Nutzungen haben zur Ausbildung typischer Kulturlandschaftsbilder geführt. Die wertvollen biotischen, abiotischen und ästhetischen Ressourcen stellen das bedeutendste Langzeitkapital des Raumes dar. Sie sollten durch adäquate Schutz-, Pflege- und Entwicklungsmassnahmen nachhaltig gesichert werden. Hierzu wird die Durchführung gezielter Artenschutzmassnahmen für extrem gefährdete Tier- und Pflanzenarten und der Aufbau eines grenzüberschreitenden Biotopverbundsystems ebenso wie der Aufbau von Informationseinrichtungen für Besucher und ansässige Bevölkerung sowie die Durchführung gezielter Besucherlenkungsmassnahmen in ökologisch sensiblen Gebieten vorgeschlagen. Weiterhin werden Vorschläge für Schutzgebietsausweisungen gemacht. Die Land- und Forstwirtschaft ist gerade im Untersuchungsgebiet erheblichen Umstrukturierungen unterworfen. Während die Situation auf bayerischer und oberösterreichischer Seite durch Hofaufgaben und Übergang zum Nebenerwerb gekennzeichnet ist, stehen die ehemaligen tschechischen Produktionsgenossenschaften vor der Privatisierung. Aufgrund der ungünstigen landwirtschaftlichen Erzeugungsbedingungen sind alle drei Teilräume von Verbrachung und Aufforstung betroffen. Deshalb gilt es, auf bayerischer und oberösterreichischer Seite durch Nutzung vielfältiger Einkommensmöglichkeiten bäuerliche Familienbetriebe langfristig zu erhalten. Neben der konventionellen Produktion von Nahrungsmitteln bieten sich aufgrund der gegebenen regionalen Besonderheiten vielfältige Einkommenskombinationen an.