In Dauerbeobachtungsflächen an Waldbäumen wurde die Dynamik von epiphytischen Flechtengesellschaften (Lichenes) über einen Zeitraum von zehn Jahren hinweg untersucht. Epiphytische Krustenflechtenbestände weisen eine sehr geringe Dynamik auf. Eine Zunahme der Flächendeckung geht bei ihnen im wesentlichen auf das Wachstum juveniler Thalli zurück. Alte Thalli stellen ihr Wachstum ganz oder nahezu ein. Die Wachstumsraten von epiphytischen Krusten- und Laubflechten liegen - sieht man vom "erzwungenen" passiven Wachstum der gesamten Lagerfläche durch die Baumzylinderdehnung ab - in derselben Größenordnung wie die von Gesteinsflechten. Die Dynamik in Epiphytengesellschaften geht von Laubflechten aus, aber auch Laubflechtenbestände können relativ statistisch sein. An sehr glattrindigen Bäumen (zum Beispiel Fagus) fallen Laubflechtenthalli häufig bereits nach einer Lebensdauer von fünf bis zehn Jahren ab; dies gilt auch an Bäumen mit abschuppender Borke, wo die Flechten unabhängig von ihrer Eigenhaftung mit der Rinde sich ablösen. Pleurokarpe Moose können zu einer relativ starken Dynemik in flechtenreichen Epiphytengesellschaften beitragen, während akrokarpe Moose ein konservatives Strukturelement darstellen. Eine starke Dynamik epiphytischer Flechtenbestände - ein Zusammenbruch von Populationen oder Änderungen im Artenspektrum - deutet mit großer Wahrscheinlichkeit auf Habitatsänderungen hin. Sind klimatische Veränderungen oder baumtypische Substratveränderungen nicht auszumachen, ist der Einfluß von Immissionen sehr naheliegend.