Bei der Arbeitszeitermittlung im Betriebe ist seit Taylor mehr und mehr eine Methodik eingeführt worden, die die Dauer einer Arbeit, die "Zeiten", objektiv mißt, aber bei der Berücksichtigung des Leistungsgrades des Arbeitenden subjektiv urteilt. Die Leistungsgradbestimmung dient zur Ermittlung einer Normalzeit, die jedem geeigneten und geübten Arbeiter vorgegeben werden kann. Sie muß also von dem Individuellen der gezeigten Leistung zu einer allgemeingültigen "Normalleistung" hinüberführen. Es ist verschiedentlich versucht worden, die Subjektivität des Leistungsgradschätzens durch objektive Methodik zu ersetzen. Als Wege dazu werden die Erfahrungszuschlagswerte der Barthschen Kurven oder die Auswertung der Zeiten-Streuung empfohlen, die entweder rechnerisch ausgewertet wird (Durchschnittsminima-Methode) oder aber schaubildlich (Streubilder nach Eckenberg u.a.). Ferner wurde zeitweise die Annahme eines personalkonstanten Leistungsgrades gemacht. In der Einleitung zur vorliegenden Arbeit wird ausgeführt, daß die Subjektivität des Schätzens oder Urteilens nicht zu umgeben ist, wenn der während der Zeitaufnahme gezeigte Leistungsgrad und nicht ein - hier nicht zweckentsprechender - statistischer Durchschnitt erkannt werden soll. Verschiedene Systeme der Leistungsbewertung bejahen heute die Subjektivität der Leistungsgradschätzung als unabwendbar und suchen die Sicherheit der subjektiven Methode zu erhöhen. Das geschieht durch ein Schätztraining, das die verschiedenen Arbeitswerter eines Werkes in ihren Urteilen abstimmt, sodann durch Verfeinerungen des Systems. U.a. kann bei Bedaux von einem optimalen Leistungsbereich gesprochen werden, in den das Arbeitstempo der Mannschaft hineinzustufen ist. Die "normale" Leistung stellt die Untergrenze dieses Bereiches dar; die obere Grenze liegt bei demjenigen Leistungsgrad, den der Geeignete als gesunde Höchstleistung auf die Dauer erreichen kann. Bedaux setzt die beiden Grenzen zu 60 bzw. 80 Bedaux-Einheiten der menschlichen Leistung an, rechnet also mit einer möglichen 33%igen Mehrleistung (über Soll) auf Dauer; allerdings soll die 80-"B-/h" schon "guten" Arbeitern vorbehalten sein. Die vorliegende Arbeit greift diese Gedanken auf und entwickelt aus Bramesfeldschen Anregungen heraus eine Begriffsschätzungsskala, die versucht, statt der einfachen Gewöhnung an gewisse Zahlenurteile für den Leistungsgrad vertiefte Leistungs-Vorstellungen (kurz: Begriffe) im Kopf des Arbeitswerters zu erzeugen. Die Brauchbarkeit der Begriffsschätzung zum Zwecke der Arbeitswerterschulung wird untersucht und ihre Eigenart der des Zahlenschätzens gegenübergestellt. Im übrigen wird versucht, die optimale Leistungsspanne und ihre Abhängigkeit von der Arbeitsart zu erkennen sowie überhaupt den Weg der Urteilsbildung beim Leistungsgradschätzen aufzuhellen, wobei u.a. Leistungszonen höherer oder minderer Urteilssicherheit klarzustellen sind.