PSM werden im Rahmen ihrer Zulassungsverfahren nur an wenigen Bodentierarten auf ihre Toxizität überprüft. Diese Toxizitätstests werden in aller Regel im Labor unter standardisierten Bedingungen an einem Duzend gezüchteter Tierarten durchgeführt. Zusätzliche Untersuchungen im Freiland (v.a. in terrestrischen Ökosystemen oder Ökosystemkompartimenten) finden nur selten statt. Wesentliche Gründe sind fehlende Methoden und hoher personeller, zeitlicher und finanzieller Aufwand. PSM werden in der landwirtschaftlichen Praxis im Konzentrationsbereich von mg/l (Wasser) eingesetzt. Sie werden weltweit in allen Ökosystemkompartimenten (Luft, Boden, Niederschlag, Oberflächen- und Grundwasser, Sedimenten) im Konzentrationsbereich von ng/l (ög/l) nachgewiesen (Faktor 1/10 hoch 5 - 1/10 hoch 8 zur aufgebrachten Konzentration). Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung wurden häufig verwendete PSM-Wirkstoffe verschiedener Substanzklassen auf deren Nebenwirkungen auf Bodentiere getestet. Ausgewählt wurden die Herbizide Isoproturon, Dichlorprop, Bentazon und die Insektizide Lindan, Bendiocarb und Cyfluthrin. Es wurden drei Konzentrationen eingesetzt, die zwischen der in der Praxis üblichen Aufwandmenge und dem Nachweis in der Umwelt liegen: 1992; hohe (h; 1/10) und niedrige Dosierung (n; 1/100), 1993; niedrige (n; 1/100) und sehr niedrige Dosierung (n1; 1/1000 der üblichen Aufwandmenge). Der Eklektortest wurde in Kombination mit der Entnahme von Bodenproben auf dessen Tauglichkeit zur Untersuchung möglicher Nebenwirkungen von PSM auf Bodentiere im Ökosystem "Waldboden" im subletalen Konzentrationsbereich überprüft. Über Gefährdung von Ökosystemen und Toxizitätspotential der PSM in dem untersuchten Konzentrationsbereich ist nur wenig bekannt. Ausgewertet wurden alle mittels Eklektoren erfaßten Arthropoden, besonders aber die zahlenmäßig häufigsten Gruppen (Araneida, Acarina, Collembola, Coleoptera, Dipera, Hymenoptera). Coleoptera und Diptera wurden bis zur Familie, Sciaridae und Collembola (außer Isotomidae) bis zur Art determiniert. Auf eigens dafür abgetrennten Arealen wurden zur Extraktion von Nematoda und Enchytraeidae zusätzlich Stechrohr-Bodenproben entnommen. Nematoda wurden in ernährungsphysiologische Gruppen (Bakterienfresser, Wurzel- und Pilzfresser, Räuber) aufgeteilt, Enchytraeidae wurden bis zur Art bestimmt. Zweiwöchig wiederholte Substanzgaben im Bereich von 1/10 - 1/1000 der üblichen Aufwandmenge von PSM erbrachten bei Arthropoden (Eklektorfauna) und bei euedaphischen Bodentieren eine Vielzahl recht unterschiedlicher Effekte: Abnahme der Individuendichte (direkte Schädigung, Nullaktivität oder indirekte Wirkung über Rückgang möglicher Nahrungsarten), Zunahme der Individuendichte aufgrund von Austreibeffekten oder indirekte Wirkungen (aufgrund einer Reduktion möglicher Nahrungskonkurrenten oder Feßfeinde).
414.4 (Nebenwirkungen chemischer Behandlungen, einschl. Giftigkeit (z.B. auf den Boden, auf wildlebende Tiere und Haustiere)) 114.6 (Biologie des Bodens (gleichlaufend mit UDK 631.46 geordnet))