Als standörtliche Detailerkundung sollten in einem begrenzten Raum der Nordalpen Waldgesellschaften auf pflanzensoziologischer Grundlage erhoben und interpretiert werden. Die Ennstaler Alpen zeigen einen vielfältigen geologischen Aufbau mit Anteilen der Grauwackenzone, der Kalkhochalpen und der Kalkvoralpen. Das durch ozeanisch beeinflußte Norstaulage charakterisierte Klima zeigt am Südrand (Johsbachtal) Übergänge zum kontinentaleren Klima der Zwischenalpen. Die Vielfalt der geologischen und klimatischen Komponenten drückt sich in einem breiten waldgesellschaftlichen Spektrum aus. Im Sinne von Mayer und Zukrigl wurden lokal gültige soziologisch-ökologische Artengruppen erarbeitet und neben der konkurrenzkräftigen Schlußbaumartengarnitur zur Gesellschatsgliederung verwendet. Den subalpinen Bereich beherrschen natürliche Fichtenwälder silikatischer und karbonatischer Ausbildung neben kleinräumiger verbreiteten Lärchen-Zirbenwäldern und reinen Lärchenschlußgesellschaften. Im gesamten Montanbereich tritt der Grünalpendost-Fichten-Tannen-Buchenwald als Leitgesellschaft auf, wird aber an der Buchenrealgrenze auf nadelbaumfördernder Unterlage (lehmig verwitterndes Grundgestein) durch Fichten-Tannenwälder bester Wuchsleistungen ersetzt. Hochmontan führt Plenterung und Überalterung zu buchenreichen Terminalphasen, während nach Kahlschlag fichten-lärchenreiche Pionierausbildungen gefördert werden. Tiefmontan stocken leistungsschwache Fichten- und Kiefernwälder auf Extremstandorten als Dauergesellschaften. Die Verbreitung der einzelnen Gesellschaften in Abhängigkeit von Seehöhe, Grundgestein, Exposition und Neigung wurde durch drei Übersichtsprofile verdeutlicht. Die Waldgesellschaft bildet die waldbauliche Behandlungseinheit. Die Kenntnis der unterschiedlichen Leistungskraft der Baumarten in den verschiedenen Einheiten ist die wichtigste Entscheidungshilfe zur Planung wirtschaftlicher Bestockungsziele. Darauf wurde in der waldbaulichen Beurteilung besonders eingegangen. Fichte: hat in der natürlichen Schlußbaumartengarnitur bereits hohen Anteil, dominiert aber heute weit über diesen hinaus auch auf Standorten, die sie rein nicht optimal ausschöpfen kann. Tanne: stark rückgängig und fast nur mehr im Altholz anzutreffen; verjünft sich nur noch unter besten Voraussetzungen (Heidelbeer-Gesellschaften) erfolgreich. Indikator für zu hohe Wildstände und uniforme Kunstverjüngung. Lärche: durch Kahlschlagbetrieb begünstigt. Vielfach einzige Mischbaumart (Tannenersatz). Auf besten Tannenstandorten unterlegen und von Fichte ausgedunkelt, auf Dolomit starker Höhen- und Stärkenwuchsvorsprung. Buche: Im Ertragswald stark reduziert, in Schutzwald und Hochlagen begünstigt (Verbreitungsinversion). Deutlicher Wachstumsrückstand gegen Nadelhölzer, dennoch müheloses Aufkommen in zusagenden Einheiten. Kiefer: auf Reliktstandorten herrschend, in einigen Gesellschaften (Weißseggen-Fichten-Tannen-Buchenwald) auch konkurrenzkräftige Mischholzart, hier aber rückgängig. Die Analyse der Waldgesellschaften erbringt die nötigen Grundlagen zur Erreichung des langfristigen Betriebszieles: bestmögliche nachhaltige Standortsausschöpfung durch naturnahe, gemischte, wuchskräftige und stabile Bestände.