1961 hatte Oesterreich knapp ueber 7 Millionen Einwohner. Im darauffolgenden Jahrzehnt wuchs die Bevoelkerung um fast 0,5 Millionen, jaehrlich also um rund 50.000 Personen. Hauptursache dieses starken Wachstums waren hohe Geburtenzahlen und eine relativ geringe Zahl von Sterbefaellen. Dass in den 60er Jahren weniger Oesterreicher/innen starben, war in erster Linie eine Konsequenz der Altersstruktur. Oesterreich hatte damals eine relativ "junge" Bevoelkerung. Die Gruppe der ueber 60jaehrigen, die von Sterblichkeit besonders betroffen ist, war noch verhaeltnismaessig klein. Gleichzeitig sorgte der Babyboom fuer relativ viele Geburten. Die Zahl der Lebendgeborenen betrug Anfang der 60er Jahre ueber 130.000 pro Jahr. Gegen Ende dieser Dekade sank die Zahl der Neugeborenen auf etwas mehr als 110.000. Der Saldo aus Geburten und Sterbefaellen ergab 1961 einen Geburtenueberschuss von fast 46.000. 1970 betrug der Geburtenueberschuss nur mehr 13.000. Ab Mitte der 60er Jahre gewann die Zuwanderung auslaendischer Arbeitskraefte und ihrer Familienangehoerigen fuer das Bevoelkerungswachstum an Bedeutung. Aufgrund der guten Konjunktur zwischen 1965 und 1967 sowie ab 1969 wurde der Arbeitsmarkt fuer auslaendische Arbeitskraefte geoffnet. Einer beachtlichen Zuwanderung von Auslaendern/innen nach Oesterreich stand jedoch eine ebenfalls beachtliche Abwanderung von Inlaendern/innen in das westliche Ausland gegenueber. In "Spitzenjahren" ergab sich dennoch ein positiver Wanderungssaldo von +20.000 Personen. Im Durchschnitt betrug der Wanderungsgewinn zwischen 1961 und 1980 jedoch nur rund +7.000 Personen pro Jahr. Waehrend der 70er Jahre aenderte sich die Bevoelkerungsentwicklung nachhaltig. Die Zahl der Lebendgeburten sank weiter und erreichte 1987 mit 85.402 einen historischen Tiefstand. Hauptursache dafuer war die Nachwuchsbeschraenkung. Die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau sank waehrend der 70er Jahre von 2,29 (1970) auf 1,60 (1987). Ab Mitte der 70er Jahre ueberwog die Zahl der Sterbefaelle diejenige der Geburten. Starke Zuwanderung gab es nur in den "Boom-Jahren" bis 1973. Danach folgte nicht bloss der Anwerbestop (ex)jugoslawischer und tuerkischer Arbeitsemigranten. Auch die Rueckkehr in die Herkunftslaender wurde forciert. Die aus politischen Gruenden gebremste Migrationsdynamik konnte die Geburtenausfaelle nicht mehr ausgleichen. Oesterreichs Bevoelkerung schrumpfte, wobei die Einwohnerzahl 1981 rund 7,55 Millionen betrug. Ab Ende der 70er Jahre nahm die Zahl der Neugeborenen wieder etwas zu. Oesterreich wies bis Mitte der 80er Jahre eine im wesentlichen ausgeglichene Geburtenbilanz auf. Danach aenderte sich die demographische Situation betraechtlich. Aufgrund sinkender Sterbezahlen und einer leicht steigenden Geburtenhaeufigkeit verkehrte sich das Geburtendefizit von -107 im Jahre 1986 in einen Ueberschuss von +11.201 im Jahre 1991. Noch viel dramatischer veraenderte sich die Wanderungsbilanz. Zu Beginn der 80er Jahre ueberwog die Abwanderung die Zuwanderung. Ab 1984 stieg die Zahl der Einwanderer kontinuierlich an. Zuerst wuchs der Saldo nur um wenige Tausend. Seit 1989 ist die jaehrliche Zahl der legalen Zuwanderer um einige Zehntausend groesser als die zahl der Auswanderer. 1989 betrug der Saldo +56.000, 1990 +72.000 und 1991 sogar +88.000. Eine positive Geburtenbilanz simultan mit einer starken Zuwanderung bewirkten ein Wachstum der Bevoelkerung von 7,55 Millionen (1981) auf 7,83 Millionen (1991) und schliesslich auf 8,04 Millionen Einwohner im Jahr 1995 (Jahresbeginn). Oesterreich befindet sich damit am Ende einer Periode ungewoehnlich starken Bevoelkerungswachstums. Die Geburtenueberschuesse der letzten Jahre sind ein Effekt der Altersstruktur. Die Fertilitaet ist unveraendert niedrig. Im Gegensatz dazu waren die hohen Aussenwanderungssalden der Jahre 1989-93 das Resultat einer verstaerkten Zuwanderung auslaendischer Arbeitskraefte aus dem ehemaligen Jugoslawien und der Tuerkei, einer nach dem Fall des Eisernen Vor..