Szenarien einer anthropogen bedingten Klimaänderung werfen die Frage nach möglichen Auswirkungen auf heimische Waldökosysteme auf. Prognosen über das Ausmaß sowie die zeitliche Entwicklung einer solchen Klimaänderung sind nach wie vor hochgradig mit Unsicherheit verbunden. Im wesentlichen deuten alle verfügbaren globalen Klimamodelle (GCM; global circulation models) denselben Entwicklungstrend für den Bereich Mitteleuropa an; Eine mehr oder weniger starke Erhöhung der Jahresmitteltemperatur im Ausmaß von etwa +1 bis +2,5 °C bis zum Jahr 2050. Hinweise deuten darauf hin, dass die Temperaturen im Winter stärker ansteigen werden als im Sommer, die Temperaturminima wiederum stärker als die Maxima. Die Aussagen in bezug auf den Niederschlag variieren zwischen den Klimamodellen sowohl in bezug auf die Richtung der Veränderung als auch in bezug auf Großenordnung und saisonale Differenzierung. Aufgrund der Bedeutung von Waldökosystemen für den Kohlenstoffhaushalt, die Erhaltung der Biodiversität, den Schutz vor Naturgefahren, die Sicherung der Trinkwasserressourcen und die nachhaltige Produktion des Rohstoffes Holz beschäftigten sich weltweit bereits viele Klimafolgenabschätzungen mit Wäldern. Neben der generellen Komplexität von Waldökosystemen erschwert die Langlebigkeit von Baumpopulationen diese Studien. In Form von Szenarioanalysen ("Was wäre, wenn ...?" wird dabei versucht, mit Simulationsmodellen die Wirkung von Klimaänderungsszenarien auf Ökosysteme abzuschätzen, um so die Bandbreite möglicher Systemreaktionen zu identifizieren. Die Relevanz einer möglichen tiefgreifenden Veränderung in den ökologischen Rahmenbedingungen für die Waldbewirtschaftung ist offensichtlich, hängt doch der Bewirtschaftungserfolgt weitgehend von der Angepasstheit der Waldbestände an die jeweiligen Standortsbedingungen ab. Für Österreich liegen bis dato keine quantitativen flächendeckenden Studien der möglichen Auswirkungen einer Klimaänderung auf heimische Waldökosysteme vor. In der vorliegenden Studie wurden Daten der Österreichischen Waldinventur (FBVA 1995), der Österreichischen Waldbodenzustandsinventur (English et al. 1991), der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik sowie des Hydrographischen Dienstes mit ökologischen Simulationsmodellen integriert. Um den österreichischen Wald (Wirtschaftswald, Schutzwald im Ertrag) repräsentativ zu erfassen, wurden 2830 Erhebungspunkte der Waldinventur ausgewählt. Auf diesen Inventurpunkten wurde das Waldsukzessionsmodell PICUS v1.2, welches am Institut für Waldbau an der Universität für Bodenkultur entwickelt wurde, gemäß den von der Waldinventur bzw. der Waldbodenzustandsinventur erhobenen Standorts- und Bestandesmerkmalen initialisiert. Simuliert wird von PICUS Wachstum, Verjüngung sowie Mortalität von Einzelbäumen auf vielen jeweils 100 m¬ großen Kleinflächen, die in Summe die Entwicklung eines Waldbestandes charakterisieren. Da der Effekt von Temperatur, Wasser- und Nährstoffversorgung an einem simulierten Standort dabei explizit berücksichtigt wird, können mit PICUS die Auswirkungen einer Klimaänderung auf die Waldentwicklung abgeschätzt werden.