Das Ziel dieser Arbeit ist es, in einem Computermodell, die Auswirkungen der forstlichen Bewirtschaftung auf die Waldstrukturen und die ökonomischen Verhältnisse von Forstbetrieben sowie auf den Holzmarkt zu simulieren. Aus vorhandenen Standorts- und Inventurdaten (Bundeswaldinventur und Datenspeicher Waldfonds) wurden typische Waldstrukturen von Regionen abgeleitet und in repräsentativen Modellbetrieben dargestellt. Diese Modellbetriebe bestehen aus 200 Modellbeständen, die durch eine führende Baumart und eine erste und zweite Mischbaumart beschreiben werden. Außerdem werden den Modellbeständen jeweils eine bestimmte Altersklasse, sowie ein Pflege- und Verjüngungszustand zugeordnet. Die Standortsmerkmale beinhalten den Wasserhaushalt, die Höhenstufe, die Kontinentalitätsstufe und die Nährstoffversorgung. Die Generierung von Modellbetrieben lässt sich auf eine Summe von Landkreisen, auf eine Forstdirektion, ein Wuchsgebiet oder eine Wuchsregion, auf ein Bundesland oder auf die gesamte Bundesrepublik Deutschland anwenden. Um eine Fortschreibung dieser Modellbetriebe unter verschiedenen Bewirtschaftungsstrategien zu ermöglichen, wurden aus Einzelbäumen zusammengesetzte Bestände generiert, welche die Verhältnisse in den entsprechenden Modellbetrieben wiedergeben. Dafür wurde der Waldwachstumssimulator SILVA 2.2 in den in dieser Arbeit entwickelten Forstbetriebssimulator "ActioSilva" integriert. Die auf Bestandesebene nachgebildeten Nutzungen und Wiederbegründungen werden zusammenfassend auf der Ebene des Betriebs analysiert. Drei "ideltypische" Bewirtschaftungsstrategien spannen dabei einen Handlungsraum auf, wobei die Ziele der Bewirtschaftungsstrategien a) die Maximierung des Gewinns, b) der höchste Waldreinertrag und c) der höchste Waldreinertrag bei naturgemäßer Bewirtschaftung sind. Am Beispiel des Modellbetriebs "BRD" wird der Forstbetriebssimulator "ActioSilva" unter den drei beschriebenen Bewirtschaftungsstrategien und einer unbewirtschafteten Variante für einen Simulationszeitraum von 30 Jahren fortgeschrieben. Dabei zeigen sich erhebliche Unterschiede im Hinblick auf die Baumartenzusammensetzung, den stehenden Vorrat, den durchschnittlichen Nutzungssatz und den erntekostenfreien Erlös. Die gewinnorientierte Strategie beispielsweise erzielt einen durchschnittlichen jährlichen erntekostenfreien Erlös von 670 DM/ha bei gleichzeitiger Reduktion des Holzvorrats auf ca. 100 Efm/ha und einer Flächendominanz der ersten Altersklasse mit sehr hohem Fichtenanteil. Im Gegensatz dazu bleibt bei der naturgemäßen Strategie der Vorrat von 270 Efm/ha erhalten, der erntekostenfreie Erlös beträgt durchschnittlich jährlich 310 DM/ha. Die erste Altersklasse wird von Laubholzbeständen dominiert. Besondere Stärken des Modells liegen in der Regionalisierbarkeit und der Darstellung realer Baumartenmischungen. Die langen Rechenzeiten durch einzelbaumweise Fortschreibung der Modellbestände mittels SILVA 2.2 sind kritisch zu hinterfragen. Einsatzfelder ergeben sich z.B. in der forstlichen Beratung, bei der Abschätzung der Auswirkungen von Waldumbauprogrammen und bei der Wald-Wild Problematik. Weiterentwicklungsmöglichkeiten des Modells bieten sich im Rahmen der 2. Bundeswaldinventur an. Das Modell kann die - für den Zeitraum zwischen den beiden Waldinventuren - abgelaufenen Entwicklungen erfassen und die aktuelle Waldstruktur darstellen. Ein weiteres großes Einsatzfeld stellen die Datensätze der Forsteinrichtung im Bereich der Staatsforstverwaltungen dar, welche die Regionalisierbarkeit des Modells bis auf Forstrevierebene ermöglichen. Die Informationen aus dem Bereich der Holzeinschlagsanalyse können das Modell um waldstrukturbeeinflussende Inputs ergänzen und somit eine automatisierte Fortschreibung des jeweiligen Modellbetriebs entsprechend den realen Gegebenheiten ermöglichen.