Bezüglich der Belastungsfaktoren Schneeverdichtung, Eisbildung, Bodenfrost, Sauerstoffmangel und Schmelzwassermenge ergeben sich zusammenfassend folgende Befunde: 1. Als Folge der größeren Schneehöhe weisen künstlich beschneite Pisten in der Regel günstigere Temperaturverhältnisse als herkömmlich präparierte Pisten auf (Vermeidung tiefer Bodenfröste, Vermeidung von wiederholten Frieren und Auftauen des Bodens). Außerdem schützt die größere Schneehöhe Boden und Vegetation besser vor mechanischen Schäden. 2. Ein zu hoher Wassergehalt des frisch erzeugten Schnees und eine zu starke Präparierung mit zu schweren Pistengeräten (über 7 Tonnen) wirken sich negativ auf die Temperaturverhältnisse aus und fördern außerdem schädliche Eisbildung an der Bodenoberfläche. 3. Kunstschneepisten apern um durchschnittlich 5 bis maximal 14 Tage später als nicht beschneite Pisten aus. Die längere Schneedeckenandauer bewirkt, daß die Bodentemperaturen im Frühjahr länger nahe bei 0°C liegen, woedurch die "Bodenaktivität" und das Pflanzenwachstum beeinträchtigt werden. 4. Im Beschneiungsbereich bewirken die größere Schneehöhe und die längere Schneedeckenandauer eine Zunahme der Gefahr von Erstickungserscheinungen. 5. Im Beschneiungsbereich ist eine Zunahme der Gesamtmenge des Schmelzwasserangebotes um 80 bis 150 l/m¬ festzustellen. 6. Besonders hohe Schmelzwasserraten (= Schmelzwassermenge/Zeiteinheit) sind bei Warmlufteinbrüchen (Föhn) und bei warmen Frühjahrsregen zu erwarten. 7. Durch Auftaumittel (Gesteinsmehl, Dünger) kann es zu einer Steigerung der Schmelzwasserrate um 30 bis 40 % kommen. Die festgestellten Belastungsfaktoren wirken sich je nach den Boden- und Vegetationsverhältnissen sehr unterschiedlich aus. Im folgenden sollen nur die Auswirkungen im Bereich planierter Schipisten kurz beurteilt werden. Dieser Bereich ist deshalb besonders interessant, da nach einer Untersuchung von Mosimann (1987) in der Schweiz über 70 % aller Beschneiungsanlagen auf planierten Schipisten errichtet wurden. Planierte Pisten sind wegen mangelhafter Begrünung und gestörter Bodenverhältnisse häufig besonders erosionsgefährdet (Cernusca 1986). Als positiv ist zu beurteilen, daß im Beschneiungsbereich eine Reduktion der mechanischen Schäden und außerdem günstigere Bodentemperaturen zu erwarten sind. Als Folge der Belastungsfaktoren "längere Schneedeckendauer" und "erhöhte Schmelzwassermenge" kann es nach Errichtung von Beschneiungsanlagen dennoch zu einer weiteren Zunahme der Erosionsgefahr im Bereich planierter Pisten kommen. Außerdem ist zu berücksichtigen, daß in einer Reihe von Schigebieten als Folge der früheren Geländekorrekturen eine Störung des Wasserhaushaltes nicht nur im unmittelbaren Pistenbereich sondern auch im Unterhang außerhalb der Pisten vorliegt. Diese Störung macht sich durch erhöhte Handurchfeuchtung, Erosionserscheinungen ibs. im Bereich der Vorfluter und durch Hangrutschungen bemerkbar (vgl. dazu Löhmannsröben und Cernusca, in diesem Band). Vor Inbetriebnahme einer Beschneiungsanlage ist daher genau zu prüfen, ob im gesamten Beschneiungsbereich der zur Vermeidung von Erosionen notwendige Minimaldeckungsgrad der Vegetation (Phanerogamen) von mindestens 70 % gegeben ist. Außerdem ist zu untersuchen, ob die Durchwurzelung des Bodens ausreichend und ob das Wasserausleitungssystem voll funktionstüchtig ist. Und schließlich ist eingehend zu prüfen, ob im angrenzenden Gelände nicht bereits wasserhaushaltlich gestörte Hangabschnitte vorhanden sind, die vor Inbetriebnahme der Beschneiungsanlage saniert werden müßten.
116.12 (Ablagerung und Verteilung des Schnees (einschl. Wirkungen auf die Bodentemperatur usw.)) 114.13 (Luft und Gase im Boden; Bodenatmosphäre; Bodenatmung)