Basierend auf Daten von Altlastenerkundungen und Sanierungsuntersuchungen, ergänzt durch Literaturdatenbankrecherchen, wird das Stoffspektrum und die Auftretenshäufigkeit leichtflüchtiger organischer Substanzen dargestellt sowie die Stoffmengen bei Bodenluftsanierungen. Als Hauptkontaminanten treten Tetrachlorethen und Trichlorethen bei den LHKW sowie die BTEX-Aromaten auf. Zur Beurteilung von Mobilität und Umweltrelevanz sind für die in der Bodenluft auftretenden Substanzen die chemisch-physikalischen Stoffdaten, die toxikologischen Stoffeigenschaften sowie die mikrobiellen Abbauwege im Untergrund anhand von Literaturangaben zusammengestellt. Als weitere Grundlagen für die Ableitung von Orientierungswerten werden die unterschiedlichen Ausgangssituationen beim Stoffeintrag von leichtflüchtigen organischen Substanzen und die anschließende Verteilung der Substanzen in den drei Bodenphasen Bodenfeststoff, Bodenwasser und Bodenluft betrachtet. Hierbei läßt sich aufzeigen, daß der Stoffgehalt in der Bodenluft, abhängig vom Bodentyp, in vielen Fällen weit unterhalb des Stoffgehaltes in Bodenfeststoff und Bodenwasser liegen kann. Eng verknüpft mit dem Stoffeintrag und der Verteilung innerhalb der Bodenphasen ist die Stoffausbreitung in der Bodenluft. Ausbreitungamechanismen sind die Konvektion und die Diffusion, wobei der konvektive Transport nur bei gut durchlässigen Böden zum Tragen kommt. Abhängig vom Bodentyp und den Bodenverhältnissen treten im Abstand von wenigen Metern zur Kontaminationsquelle Bodenluftkonzentrationen auf, die nur noch einen sehr geringen Anteil der Ausgangskonzentrationen betragen können. Als weitere EinflußÖgröße bezüglich der Bewertung von Bodenluftkonzentrationen tritt daher die Repräsentativität sowohl der Probenahmestelle als auch der Probe in den Vordergrund. Die Übersicht über die unterschiedlichen Methoden und Verfahren zur Probenahme und Analytik von Bodenluft macht deutlich, daß eine Vergleichbarkeit von Meßergebnissen nur bedingt gegeben ist. Als Ansatz zur Unterstützung der Ableitung von Orientierungswerten werden die Auswirkungen von Belastungen der Bodenluft bei kontaminierten Flächen mittels Modellrechnungen betrachtet. Hierbei zeigt sich, daß die Schadstoffemissionen von kontaminierten Flächen in die Atmosphäre im Vergleich mit Grenzwerten der TA Luft als vernachlässigbar einzustufen sind. Die aus einer Bodenbelastung resultierenden Atem- bzw. Raumluftbelastungen infolge des konvektiv-diffusiven Stofftransports über die Bodenluft werden anhand von Expositionsszenarien und Modellrechnungen ermittelt. Für Modellsituationen werden die Verteilungsgleichgewichte zwischen den Stoffgehalten in Bodenfeststoff, Bodenwasser und Bodenluft berechnet und der Stofftransfer in Trinkwasserleitungssysteme unf Pflanzen betrachtet. Beurteilungshilfen für zulässige Stoffkonzentrationen stellen die Regelungen des Immissionsschutzes und des Arbeitsschutzes dar, wobei die speziellen Anwendungsbereiche und Einschränkungen dieser Regelungen zu beachten sind. Weiterhin können Hintergrundwerte sowie Regelungen einzelner Länder sowie anderer Institutionen zur Beurteilung von Bodenluftkonzentrationen herangezogen werden. Ausgehend von den oben genannten Grundlagen und Ansätzen sowie unter Berücksichtigung unterschiedlicher Zielsetzungen bei der Bodenlufterkundung werden Orientierungswerte abgeleitet. Auf Grundlage der vorgenannten Expositionsmodelle wird die Exposition bzw. die Belastung der raum- und Atemluft infolge der Ausbreitung kontaminierter Bodenluft betrachtet. Die sich in der Raum-/Atemluft einstellenden Stoffkonzentrationen werden mittels der oben erwähnten Beurteilungshilfen bewertet. Anhand der obengenannten Berechnungen der Verteilungsgleichgewichte wird ermittelt, ab welchen Bodenluftkonzentrationen eine unzulässige Belastung des Bodenfeststoffs bzw. des Boden-/Grundwassers anzunehmen ist. Als Bewertungsmaßstab werden Orientierungswerte für die Medien Boden bzw. Boden-/Grundwasser zugrundegelegt. Auf Basis der abgeleiteten Werte für die Bereiche Boden, Grundwasser und Raumluft wird ein Konzept mit einheitlichen Orientierungswerten vorgestellt. Eine Nutzungsabhängigkeit der Orientierungswerte ist durch die Berücksichtigung der Sensibilität der Nutzungen gegeben. Da Orientierungswerte für tolerierbare Bodenluftkonzentrationen stark von der Beschaffenheit und Zusammensetzung des Bodens abhängen, wird eine Anpassung der Orientierungswerte vorgeschlagen, die ermöglicht, diese einfach an unterschiedliche Böden anzupassen