Um einen Beitrag zur Paläoklimaforschung in Zentralasien zu leisten, werden weit mehr als 200.000 Jahrringe hoch 47 von rezenten Bäumen aus dem parkistanischen NW-Karakorum und dem kirgisischen Tien Shan (Alaikette) ausgewertet. Grundlage sind überwiegend Wacholder der Arten Juniperus excelsa Bieb., Juniperus turkestanica Korn., Juniperus semiglobosa Regel und Juniperus seravchanica Komarov., die durch einige Picea smithiana (Wallich) Boiss. und Pinus wallichiana A.B. Jackson aus dem Bagrot Tal im pakistanischen Hunza-Karakorum ergänzt werden. Ein Vergleich der verschiedenen, in den Untersuchungsregionen systematisch verteilten Wacholder ergibt, daß keine artspezifische Sensitivität vorliegt. Holzanatomisch sind die Juniperi identisch. Die Untersuchungsregion im NW-Kaakorum (74°-76°E/35°-37°N) liegt im Übergangsbereich von semihumiden, monsunal geprägten Himalayavorland zu den nördlich anschließenden kontinentalen Steppen an der Schnittstelle zwischen Monsunzirkulation und Westwinddrift. Die kontinentalen Standorte im südlichen Tien Shan (72°35'E/40°10'N) sind mehr als 500 km entfernt, getrennt durch die Karakorumhauptkette, den westlichen Hindukusch und den Pamir. Somit sind in beiden Hochgebirgen - NW-Karakorum und Alaikette des Tien Shan - vollkommen unterschiedliche Großwetterlagen wirksam, die das regionale Klima determinieren und Einfluß auf das Baumwachstum ausüben. Die Beprobungsstrategie orientiert sich an den naturräumlichen Gegebenheiten in den zentralasiatischen Hochgebirgen. Sowohl im NW-Karakorum als auch dem Tien Shan sind scharfe Expositionsunterschiede und steile vertikale Gradienten der Temperatur und des Niederschlags ausgeprägt. Somit besteht auf vergleichsweise geringen Distanzen die Möglichkeit, die klimatisch-ökologischen Unterschiede zwischen einzelnen Untersuchungsflächen zu maximieren. Diese Überlegung orientiert sich an bekannten Arbeitsweisen in der Dendroklimatologie (Le Marche 1974, Schweingruber 1996), nach denen von feuchten, kühlen Standorten grundsätzlich andere Wachstumsreaktionen zu erwarten sind als von trockenen und warmen. In drei Feldkampagnen wurden insgesamt 23 phytosoziologisch homogene Plots mit meist mehr als 15 Bäume entlang unterschiedlich exponierter Transekte beprobt.