Statistisch-ökologischer Vergleich der epigäischen Spinnentierfauna von Bann- und Wirtschaftswäldern : Beitrag zur Erforschung der Biodiversität heimischer Wälder
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Vergleich von Bannwäldern und ihnen in vielfacher Hinsicht ähnlichen, aber bewirtschafteten Wäldern, der vor allem die Artendiversität der Spinnen, Weberknechte und Pseudoskorpione der beiden Nutzungstypen berücksichtigt. Damit eng gekoppelt ist die Analyse der Strukturdiversität der Bodenoberfläche als Lebensraum der egigäischen Spinnentiere. Die Waldflächen - jeweils als Vergleich von Bann- und Wirtschaftswald - wurden im kollinen, submontanen, montanen und hochmontanen Klimabereich eingerichtet. Bann- und Wirtschaftswälder sind standörtlich in Bezug auf die Zusammensetzung der Hauptbaumarten (Eiche, Buche, Tanne, Fichte) und die Waldgeschichte jeweils vergleichbar, in Bezug auf Bestandesstrukturen und die Menge des stehenden und liegenden toten Holzes unterschiedlich. In die Bannwälder war zwischen ungefähr 25 und 80 Jahren nicht mehr eingegriffen worden. Es wurde untersucht, von welchen Lebenraumeigenschaften innerhalb der Bann- und Wirtschaftswälder das Auftreten bzw. Fehlen der Spinnentiere abhängt. Das Kartieren der Habitatausstattung fand auf verschiedenen Ebenen statt: Mit der Makrostruktur wurden bestandesübergreifende und -prägende Parameter geprüft. Dieses übergeordnete Ansprachenniveau ist die flächendeckende Charakterisierung anhand herkömmlicher waldbaulicher, ertragskundlicher und vegetationskundlicher Daten nach dem Verfahren der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg. Die Mesostruktur beinhaltete Ansprachen von Boden, Oberboden, Humusform, Bodenchemismus und Vegetation sowie die flächendeckende Kartierung von Sonderstrukturen, von denen angenommen wird, daß sie einen direkten oder indirekten Einfluß auf die Spinnentiere haben (Totholz, Wurzelteller, etc.). Als Mikrostruktur wurde die Fallenumgebung (4 m¬ um jede Falle) aufgefaßt, die als "Rauhigkeit der Bodenoberfläche" ein wesentliches Habitatcharakteristikum für epigäische Spinnentiere darstellt. In den sechs Untersuchungsgebieten wurden insgesamt 37.871 Araneae gefangen, die sich auf 189 Arten aus 87 Gattungen bzw. 22 Familien verteilen. Zu den Familien der Linyphiiden, Ageleniden, Lycosiden, Kyseriden, Kiocraniden, Theridiiden, Amaurobiiden und Gnaphosiden gehören mehr als 98 % der Fänge, die übrigen Spinnenarten zählen zu 14 weiteren Familien. In den Untersuchungsgebieten ist die Familiendominanz z.T. erheblich vrschieden. Schon die grobe Einteilung auf Familienniveau verdeutlicht gebietsspezifische Besonderheiten der Spinnenfaunen. Die Höhenlage kann als Ursache für die Ausbildung unterschiedlicher Tiergemeinschaften gelten.