Die Veränderungen der rechtlichen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich in den letzten Jahren stark auf die forstliche Planung und die Forstbetriebe ausgewirkt. Neue Anforderungen lösen eine steigende Informationsnachfrage aus, deren Befriedigung hohe Kosten verursacht. Die Waldeigentümer sind nicht in der Lage, diese zusätzlichen Kosten zu tragen. Die Entscheidungsträger stehen vor einer Situation, in der sie schnell reagieren sollten. In Bereichen, in denen die größten Kosten anfallen, d.h. bei der Informationsbeschaffung und -verarbeitung, sind neue Lösungen erforderlich. Dabei kann moderne Informatik-Technik eingesetzt werden, sofern sie die Gesamtkosten von Planung und Kontrolle senken hilft. Die Arbeit gliedert sich in 6 Teile. Im ersten Teil wird eine Problemanalyse durchgeführt. Sie erfolgt auf der Basis der vorhandenen Dokumente und Literatur mit Hilfe der ZOPP-Methode (Ziel-Orientierte-Projekt-Planung). Als Kernproblem erweist sich die Unzufriedenheit mit den Daten bzw. Informationen und deren Qualität bei der forstlichen Planung. Mit der vorliegenden Arbeit wird versucht, ein Instrumentarium für die Beschreibung, Erklärung und Herleitung des Informations- und Metainformationsbedarfs zu erarbeiten sowie die Gestaltungs- und Einsatzmöglichkeiten eines betrieblichen Wald-Informations-Systems in der forstlichen Planung darzustellen. Die Arbeit hat exemplarischen Charakter und kann daher weder vollständig noch abschließend sein; letzteres wird allein schon durch die rasante technische Entwicklung verhindert. Mit Hilfe system- und informationstheoretischer Ansätze werden sowohl das System "Forstbetrieb" als auch die Nachfrage des Systembenutzers analysiert. Durch eine kombinierte induktive und deduktive Methode werden der subjektive sowie der objektive Informations- und Metainformationsbedarf für die forstliche Planung und Kontrolle ermittelt. Die induktive Methode (Bottom-Up-Verfahren) basiert auf einer schriftlichen Befragung sowie auf einer Dokumentanalyse. Die Forstbetriebe der Bürgergemeinde Solothurn, der Burgergemeinde Burgdorf, der Ortsbürgergemeinde Baden und der Personalwaldkorporation Lyss im schweizerischen Mittelland werden für die Herleitung des subjektiven Informationsbedarfs ausgewählt. Die deduktive Methode (Top-Down-Verfahren) baut auf einer Systemanalyse des Forstbetriebes auf und versucht, das zielbezogene Informationssoll deduktiv-logisch herzuleiten. Aufgrund der Systemanalyse wird ein Modell-Forstbetrieb für das schweizerische Mittelland geschaffen, für welchen ein betriebliches Wald-Informations-System (b-WIS) entwickelt wird. Zuerst wird für den Modell-Forstbetrieb ein Zielsystem unter Berücksichtigung der überbetrieblichen Vorgaben erarbeitet. Danach werden die erforderlichen Aufgaben zur Erreichung der geseetzten Ziele und die Kriterien zur Kontrolle festgelegt. Die Systemanalyse und die Modellbildung dienen der Herleitung des objektiven Informations- und Metainformationsbedarfs. Das entworfene betriebliche Wald-Informations-System wird auf der Basis eines geographischen Informationssystems in den Forstbetrieb des Staatswaldes Teufen/ZH implementiert. Anhand einiger Beispiele aus der Planung und Kontrolle im Forstbetrieb wird das Modell validiert. Die wichtigsten Ergebnisse der Arbeit sind wie folgt: - Der objektive Informationsbedarf kann durch die Analyse der Anforderungen an den Forstbetrieb, die Analyse des Systems Forstbetriebes und die Bildung eines Modell-Forstbetriebes vor allem für standardisierte Aufgaben deduktiv hergeleitet werden. - Infolge der Abhängigkeit der Informationsnachfrage (des subjektiven Informationsbedarfs) vom Wissens- und Erfahrungsstand der Befragten besteht eine höhere Informationsnachfrage für vertraute Aufgaben als für neue, wenig vertraute Aufgaben. - Die umfangreichen Aufgaben in der forstliche Planung und ihre wechselnden Prioritäten bedingen trotz Sparzwang eine Vielzahl von Informationen, welche vom Betriebsleiter verlangt aber zurzeit nicht angeboten werden. - Der durch die deduktive Methode eher zu hoch veranschlagte objektive Informationsbedarf zu besseren Resultate führen. - Dem Problem der Dynamik bezüglich Informationen, Planungs- und Kontrollsystemen muß mit einer rollenden Planung und einer entsprechend angepaßten Kontrolle Rechnung getragen werden. - Es besteht ein großer Nachholbedarf bei den Metainformationen. Die Nachfrage nach Metainformationen ist praktisch identisch mit dem Bedarf. Daß aber bis jetzt keine der nachgefragten Metainformationen angeboten werden zeigt, daß diesen bisher keine Bedeutung beigemessen wurde. - Die Anpassungsfähigkeit des betrieblichen Wald-Informations-Systems muß gewährleistet sein. Wenn im Verlaufe der Planungsperiode eine neue Maßnahme zur Erreichung eines neuen Zieles erforderlich ist, braucht man evtl. neue Informationen, die erhoben und ins b-WIS eingeführt werden müssen. - Die Kosten der Informationsbeschaffung können durch die Abspeicherung der dezentral auf den verschiedenen Planungsebenen beschaffen bzw. vorhandenen Informationen in einer zentralen Datenbank reduziert werden, sofern die dezentral vernetzten forstlichen Informationssysteme Zugriff auf diese Informationen haben. - Das konzipierte betriebliche Wald-Informations-System bietet die Möglichkeit, Betriebsabrechnungen bezogen auf Planungseinheiten durchzuführen, was mit der herkömmlichen BAR-Software nur für den Gesamtforstbetrieb möglich ist. Schließlich soll das im Rahmen dieser Arbeit vorgeschlagene Vorgehen der Praxis dabei helfen: - ihren minimalen Infomations- und Metainformationsbedarf festzulegen, - die räumlichen Aspekte der Information zu berücksichtigen, - Planung und Kontrolle durch das rollende Prinzip zu verstärken, - die Informationen bei Bedarf in Digitalform umzuwandeln bzw. zu benutzen, - ein betriebliches Wald-Inforamtions-System aufzubauen, falls Voraussetzungen und Bedarf vorhanden sind.