- Standardsignatur629
- TitelWaldentwicklung im 19. und 20. Jahrhundert : Veränderungen in der Nutzung und Bewirtschaftung des Waldes und seiner Eigenschaften als Habitat am Beispiel der öffentlichen Waldungen im Zürcher Unter- und Weinland
- Verfasser
- ErscheinungsortZürich
- Verlag
- Erscheinungsjahr1998
- Seiten234 S.
- Illustrationenzahlr. Lit. Ang.
- MaterialBandaufführung
- Datensatznummer72828
- Quelle
- AbstractDie Entwicklung der mitteleuropäischen Wälder ist wesentlich geprägt durch die gesellschaftlichen Ansprüche and en Wald und deren Verwirklichung durch Nutzung und Bewirtschaftung. Im Zuge dieser Entwicklung entstehen auch Strukturen, die als Lebensräume für Pflanzen und Tiere dienen. Der Wandel in den gesellschaftlichen Ansprüchen führt folglich zu Veränderungen in der Vielfalt von Flora und Fauna. In der vorliegendne Arbeit werden ausgewählte Aspekte der Waldentwicklung im 19. und 20. Jahrhundert am Beispiel der öffentlichen Waldungen des Zürcher Unter- und Weinlandes untersucht. Die Waldentwicklung wird mittels quellenkritischer Auswertung von 583 forstlichen Wirtschaftsplänen aus dem Untersuchungsgebiet nachgezeichnet. Welche Aspekte untersucht werden können, ist durch das Quellenmaterial weitgehend vorgegeben. Für das 19. und 20. Jahrhundert werden die Veränderungen der Waldtypen im Untersuchungsgebiet analysiert. Dies zeigt, daß bis ins 20. Jahrhundert hinein auf über der Hälfte der Waldfläche Bestände mit Nieder- und Mittelwaldcharakter stockten. Zudem können die Nennungen der ausgeführten Nebennutzungen ausgewertet werden. Als wichtigste stellen sich dabei Waldweide, Waldstreunutzung, landwirtschaftliche Zwischennutzung und Gerbrindennutzung heraus, deren zeitliche Abfolge diskutiert wird. Nur für das 20. Jahrhundert auswertbar sind Angaben zu Bestandesstrukturen wie Holzvorrat, Stammzahlen und Baumartenzusammensetzung. Der Holzvorrat stieg in dieser Zeit wesentlich an. Während die Verbreitung der Föhren sank, konnten sich Rottannen und Buchen ausbreiten. Infolge der Zunahme der Hochwälder, des Anstiegs der Holzvorräte und der Ablösung der Föhre als häufigste Baumart durch Rottanne und Buche kam es zu einer generellen Verdunkelung der Wälder. Seit der Aufgabe der Ausschlagwirtschaft und der Kahlschlagwirtschaft in den Hochwaldbeständen ging zudem die Ausdehnung der Freiflächen im Wald zurück. Anhand von Literaturangaben können die Auswirkungen dieser Veränderungen für die Artenvielfalt abgeschätzt werden. Vermutlich fand ein genereller Artenrückgang statt, obgleich die Wälder gleichzeitig eher naturnäher geworden sind. Darin kommt zum Ausdruck, daß Naturnähe in der Kulturlandschaft keine absolute Forderung des Artenschutzes sein kann. Die Waldnutzung im 19. und 20. Jahrhundert läßt sich in drei Perioden einteilen. Die erste reichte bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts und war geprägt durch traditionelle Mehrfachnutzungen. Sie wurde durch das Primat der Holzproduktion abgelöst, das um die Jahrhundertwende seine größte Bedeutung hatte. Im 20. Jahrhundert nahm die Bedeutung der modernen Mehrfachwirkungen des Waldes zu. Bilanzierend wird diskutiert, welche Faktoren die Waldentwicklung prägen. Dabei kann gezeigt werden, daß vermutlich auch in der heutigen Verteilung der Baumarten noch Spuren der früheren Handelswege sichtbar sind. Neben infrastrukturellen Aspekten scheinen auch Begriffe für die Waldentwicklung eine wichtige Rolle zu spielen. Dies zeigt das Beispiel der zu Beginn des 19. Jahrhunderts neu in die forstliche Fachsprache eingegangenen Begriffe Nieder-, Mittel- und Hochwald, nach denen die Waldbestände klassifiziert wurden. Die Wälder wurden wahrscheinlich erst durch die anschließende Bewirtschaftung vom Forstdienst auf die mit den Begriffen assoziierten Bestandesbilder hingelenkt, was zur stark vereinfachenden Hypothese führt, daß Begriffe den Wald prägten. Demnach wäre das Waldbild im Laufe des 19. Jahrhunderts sukzessive in die forstlichen Kategorien hinein entwickelt worden. Diese Untersuchung zeigt, daß die scheinbare Trägheit des Ökosystems Wald nicht mit Stabilität verwechselt werden darf. Der Wandel in den gesellschaftlichen Ansprüchen an den Wald führt längerfristig zu Veränderungen im Waldbild und damit in der Vielfalt der Flora und Fauna des Waldes. Wald- und forstgeschichtliche Arbeiten ermöglichen ein vertieftes Verständnis für die langfristigen Prozesse im Ökosystem Wald und stellen diese in einen historischen Kontext. Dadurch können sie beitragen zu einer weiteren Versachlichung der Diskussion um Naturschutz im Wald.
- SchlagwörterWaldgeschichte, Niederwald, Mittelwald, Hochwald, forstliche Nebennutzung, Waldweide, Streunutzung, landwirtschaftliche Zwischennutzung, Gerbrindengewinnung, Bestandesstruktur, Vorrat, Baumartenzusammensetzung, Kahlschlag, naturnahe Waldwirtschaft, ökologische Auswirkung, Artenvielfalt, Kanton Zürich, Schweiz, Dissertation
- Klassifikation
Exemplarnummer | Signatur | Leihkategorie | Filiale | Leihstatus |
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10004941N | 629 | Monographie | Verfügbar | |
1415016 | 629 | Zeitschrift | Zeitschriftenmagazin | Verfügbar |
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