Durch das Immissionsgeschehen in Deutschland überlagern sich zuwachsfördernde und zuwachsmindernde Einflüsse, die bisher nur punktuell analysiert wurden. Ziel des Forschungsvorhabens ist eine großräumige Analyse des aktuellen Wuchsverhalten der Fichte in Bayern. Aufbauend auf dem landesweiten Flächennetz von waldwachstumskundlichen Dauerbeobachtungsflächen, Weiserflächen, Probeflächen, Erhebungsdaten der Forsteinrichtung und den Befunddaten der Standortkartierung wird im Rahmen dieser Untersuchung eine verlässliche waldwachstumskundliche Datenbasis zu Struktur, aktueller Leistung und Zuwachstrends der Fichte in den wichtigsten Wuchsgebieten Bayerns erarbeitet. Der Schwerpunkt des Vorhabens liegt in der Aufbereitung und Auswertung vorhandener Waldwachstums- und Standortdaten. Ergänzende waldwachstumskundliche Aufnahmen auf vorhandenen Versuchsflächen, Befunde der Waldschadensinventuren, die Ergebnisse der bayerischen Waldinventur von 1970/71 und der Bundeswaldinventur 1987 und das umfangreiche Datenmaterial aus der Forsteinrichtungs-Datenbank der Bayerischen Staatsforstverwaltung verbessern die Datenbasis und untermauern die Kausalbeziehungen zwischen Standort und Leistung bzw. Standortänderung und Zuwachstrends. Die vorgestellten Verfahren liefern eine Vielzahl von Befunddaten zum Wachstum der Fichte in Bayern. Die Abweichung des aktuellen Zuwachsverhalten unserer Fichtenbestände von den Modellvorstellungen der Ertragstafeln erfordert für eine realistische Wirtschaftsplanung die Anwendung neuer Informationsquellen: Wiederholte Großrauminventuren, Fortsetzung der Wiederholungsinventuren mit permanenten Probekreisen, Fortsetzung des Monitorings in Waldbeständen zur Erfassung des Immissions- und Zuwachsgeschehens und die Anwendung standortsensitiver Planungs- und Prognosemodelle. Die Vergleiche von Vor- und Folgebestand und die Auswertung altersgleicher Zeitreihen geben Hinweise auf das Ausmaß der Zuwachsveränderung in bayerischen Waldbeständen. Aus den Auswertungen wird deutlich, dass nur die Aufklärung grundsätzlicher Beziehungen zwischen Standort, Klima und Wuchsleistung eine plausible Prognose von Wachstumsänderungen ermöglicht. Die vorgestellten Szenariorechnungen geben einen Hinweis auf die Auswirkungen von Klimaänderungen auf das Waldwachstum. Um den Klimafolgen im Wald entgegenzusteuern, muss in gefährdeten Gebieten rechtzeitig eine Strategie der Risikominimierung eingeleitet werden. In kritischen Bereichen sollten keine Fichtenreinbestände mehr begründet werden. Mischbestände aus Fichte, Kiefer und Buche könnten das ökonomische und ökologische Risiko für den Waldbesitzer deutlich reduzieren. Als Alternativen zur Fichte bieten sich in diesen Regionen auch Bestockungsziele mit den Baumarten Eiche oder Douglasie an.