Über ökonomische Kalküle für forstliche Nutzungsentscheidungen : Ein Beitrag zur Förderung des entscheidungsorientierten Ansatzes der forstlichen Betriebswirtschaftslehre
Unter Hinweis auf den 'Entscheidungsansatz' der modernen Betriebswirtschaftslehre wird in dem Einleitungskapitel (Kapitel 1) das Ziel und der Aufbau dieser Arbeit beschrieben. Das Ziel liegt in der Fortentwicklung oekonomischer Kalkuele fuer forstliche Nutzungsentscheidungen. Oekonomische Kalkuele sind als vereinfachende, mathematisch formalisierte Abbilder von wirtschaftlichen Entscheidungssituationen anzusehen. Sie sollen in der Realitaet konkreter Entscheidungen sowohl zur Strukturierung der Entscheidungsprobleme als auch zum Auffinden der zieloptimalen Handlungsalternativen beitragen. Dabei koennen Kalkuele jedoch niemals die Garantie fuer die Richtigkeit von Entscheidungen uebernehmen. Sie bilden aus der Komplexheit der Realitaet nur einen vereinfachenden Ausschnitt ab - wobei haeufig in die Zukunft reichende, entscheidungserhebliche Tatbestaende antizipiert, also gedanklich vorweggenommen werden muessen. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung um geeignete oekonomische Kalkuele fuer forstliche Nutzungsentscheidungen ist keineswegs neu, sie hat vielmehr eine lange Tradition. Der historische Streit zwischen der sog. Bodenreinertragslehre und der sog. Waldreinertragslehre ist ein besonders markanter, das forstoekonomische Denken praegender Teil dieser Auseinandersetzung. Aus aktueller Sicht werden die Chancen zur Weiterentwicklung von oekonomischen Kalkuelen, die sich im Rahmen dieser Arbeit inhaltlich mit den Entscheidungen ueber den Abtrieb von Waldbestaenden (Endnutzung) bzw. ueber Eingriffe in Waldbestaende (Vornutzung) befassen, insbesondere in der Beruecksichtigung von Mehrfachzielsetzungen bzw. Restriktionen gesehen; aber auch den Auswirkungen von Geldwertaenderungen und steuerlichen Regelungen kommt bei diesen Entscheidungen grosses Gewicht zu. Der Reihenfolge dieser Punkte entspricht auch der Grobaufbau dieser Arbeit. Die elektronische Datenverarbeitung - auf Basis des Personalcomputers und moderner Management-Software - erweist sich fuer diese Untersuchung als sehr hilfreich. Sie ermoeglicht, dass die jeweils interessierenden forstlichen Entscheidungsprobleme mittels mathematischer Simulation recht einfach und in sich konsistent abgebildet werden koennen und dass auf dieser formalen Basis die jeweils optimalen Handlungen aufgefunden werden koennen. Dabei wird - in Ermangelung anderer Grundlagen und um dem Leser den Zugang zu erleichtern - auf die in der praktischen forstlichen Planung und Waldbewertung eingefuehrten Teilmodelle wie Ertragstafeln, Bestandessortentafeln, Zuwachsreduktionstabellen etc. zurueckgegriffen; als praxisbezogene Datenbasis dienen Erloes- und Kostensaetze der niedersaechsischen Landesforstverwaltung des Forstwirtschaftsjahres 1988. Das Kapitel 2 beschreibt - um diese Untersuchung in den von den Wirtschaftswissenschaften entwickelten allgemeinen Rahmen einzubinden - die Grundzuege der betriebswirtschaftlichen Entscheidungstheorie. Dabei werden die methodischen Ansaetze der praktisch- normativen Entscheidungstheorie, die sich insbesondere mit den i.d.R. mathematisch formulierten Verfahren zum Auffinden rationaler (optimaler) Entscheidungen befasst, ebenso skizziert, wie die methodischen Ansaetze der empirisch-realistischen Entscheidungstheorie, die sich mit dem tatsaechlichen Entscheidungsverhalten von Menschen in Organisationen befasst und sich dabei insbesondere der wissenschaftlichen Verfahren der Soziologie, Psychologie, Ethik und Verhaltensforschung bedient. Da es im Rahmen dieser Arbeit um die Formalisierung von forstlichen Entscheidungsmodellen, also eine Fragestellung des praktisch-normativen Ansatzes geht, wird in diesem Kapitel noch detaillierter auf das allgemeine Entscheidungsmodell der praktisch-normativen Entscheidungstheorie eingegangen. Um die theoretischen Ausfuehrungen zu konkretisieren wird anschliessend als Beispiel das Entscheidungsproblem einer Kurzumtriebsplantage beschrieben, bei dem das Gewinnoptimum in Abhaengigkeit vom Duengereinsatz gesucht wird. Dabei ...