Struktur und Dynamik eines hochsubalpinen Zirbenwaldes mit wechselndem Lärchen- und Fichtenanteil werden analysiert. Das Datenmaterial wurde durch systematische Probeflächen- und Bestandesprofilstreifenaufnahmen, Analyse von Einzelstämmen sowie durch Kartierung erhoben. Zur Rekonstruktion der Wald- und Forstgeschichte wurden Moor- und Rohhumusprofile mit C 14-Datierungen ausgewertet und Archivstudien durchgeführt. - Im Untersuchungsgebiet reicht der anthropogene Einfluss weit zurück. Der älteste deutliche anthropogene Eingriff im Nahbereich kann mit der Bronzezeit und Hallstadtzeit datiert werden, im 17./18. Jahrhundert erfolgte die letzte grossflächige Bestandesauflockerung. - Durch auffällige Standortsunterschiede war eine Gliederung in Standortseinheiten möglich, die unter Berücksichtigung der Baumbestockung zu waldbaulichen Behandlungseinheiten zusammengefasst wurden: Reiner Zirbenwald auf flechtenreichem Blockgeröll, auf moosreichem Blockgeröll über 1.900m, auf Hangschuttstandorten über 2.000m; Zirbenbestände mit Fichte auf moosreichem Blockgeröll unter 1.900m und mit Lärche und Fichte auf Hangschuttstandorten unter 2.000m. - Für die 5 waldbaulichen Behandlungseinheiten wurden die Bestandesphasen analysiert und die natürliche Bestandesentwicklung rekonstruiert. Neben Alter waren zur Abgrenzung Vitalität und Zuwachsprozent aussagekräftig. - Die Kartierung der Waldtextur gibt Aufschluss über die Nachhaltigkeit der Entwicklungsphasen. Obgleich die meisten älteren Phasen über 2.000m Seehöhe vorkommen, ist wegen ihres geringen Ausmasses (3%) bei gleichzeitig verstreuter Lage keine Gefahr durch Überalterung gegeben. - Die weit fortgeschrittene Baumartenentmischung wurde untersucht. Für das Ausbleiben der Naturverjüngung ist bei Lärche in erster Linie das extrem niedrige Keimprozent verantwortlich, das bei Fichte auch deutlich unterdurchschnittlich ist. Die dominierenden, moosreichen Zwergstrauchheiden sind ebenfalls ein starkes Verjüngungshemmnis für Fichte und Lärche. Die gegenwärtige Baumartenmischung kann nur durch künstliche Verjüngung von Fichte und Lärche erhalten werden. - Durch zahlreiche Bohrspanmessungen wurde der Zuwachs der Perioden 78/69 und 68/59 getrennt nach Baumalter, Standort sowie nach Entwicklungsphasen und Vitalität ausgewertet. Die geringste Zuwachsleistung (0,6 vfm/ha) wurde für eine Zerfallsphase auf extremem Blockstandort berechnet. Das Zuwachsmaximum (7,0 vfm/ha) hatte eine überbestockte, etwa 100-jährige Initialphase. - Nach Höhen- und Altersanalysen benötigen Jungzirben bis zum Erreichen der Brusthöhe in Abhängigkeit von der Seehöhe (1.840 - 2.180m) auf Hangschutt 18 - 32 Jahre und auf moosreichen Blockstandorten 28 - 41 Jahre. Bemerkenswert verzögert sich das Höhenwachstum unter Druckstand.