Gießgang Greifenstein Makrozoobenthos : Biozönotische Charakteristik und naturraäumliche Bewertung der linksufrigen Donau-Auen des Tullner Beckens auf Basis makrozoobenthischer Indikatoren
Die Bewertung des Gießganges als Lebensraum bzw. seiner ökologischen Funktionsfähigkeit erfolgt durch den Vergleich des gegebenen Ist-Zustandes mit einem "Leitbild", wobei Übereinstimmungen mit bzw. Abweichungen vom natürlichen Leitbild im Hinblick auf unterschiedliche Beurteilungskriterien diskutiert werden. Die Erkenntnisse daraus münden in dem - im Einklang mit den anderen Fachdisziplinen formulierten - Entwicklungsziel und den für das Augebiet "Tullner Becken" erstellten Maßnahmevorschlägen. Ausgehend vom Fließkanal des Gießganges erstreckt sich die Leitbilddiskussion vorliegender Studie über drei Ebenen: - die eigentliche Gießgang-Ebene, welche die Aspekte eines neu geschaffenen Fließgewässers zum Inhalt hat, - die Systemebene, welche die Gesamtheit der Gewässer und Lebensräume der Auen des Tullner Becken inklusive ihrer Dynamik, Vernetzung und Funktion im Naturhaushalt einschließt, - die Detailebene, welche die limnologische Situation typologisch abgrenzbarer Lebensräume wie Nebenarme, Autümpel u.ä. behandelt. Die markozoobenthische Analyse dokumentiert, daß im System linksufrigen Donauauen des Tullner Beckens ein unerwartet reichhaltiger und sehr "wertvoller" Tierbestand im Freiwasser sowie auf der Gewässersohle beheimatet ist. Es gelang sogar der Erstnachweis von drei Zuckmücken- und einer Egelart für Österreich. Die hohe Biodiversität von 567 Tierarten ist ein Garant für ein ungebrochenes "Revitalisierungspotential" und spiegelt in eindrucksvoller Weise die Bedeutung von Ausystemen als Rückzugräume für gefährdete Arten wider. Neben verbreiteten Arten repräsentiert die Fauna der Donauauen des Tullner Beckens zoogeographisch den westlichsten Ausläufern der Ungarischen Tiefebene, viele Arten erreichen hier ihre (nord)westliche Verbreitungsgrenze. Im Sinne der EU-Wasser-Rahmen-Richtlinie zählt das Gebiet somit noch zur Ökoregion 11. Darüber hinaus bietet das Augebiet auch Lebensraum für boreodanubische Faunenelemente. Allerdings nehmen auch zahlreiche "Neozoa", also eingewanderte, eingeschleppte, ausgesetzte und verwilderte Tiere, die aus der unteren Donau, aus Asien, Nordamerika oder Neuseeland stammen, einen wesentlichen Anteil der Fauna ein. ...