Den heimischen, baumfoermigen Birken wird wenig Beachtung geschenkt, da ihr forstwirtschaftlicher Nutzen in Mitteleuropa gering ist. Dagegen besitzen sie oekologische Bedeutung als Pioniergehoelze. Insbesondere auf zerstoerten und gefaehrdeten Waldstandorten der Alpen koennten sie moeglicherweise als Vorwaldbaumarten dienen. Hierzu fehlen jedoch noch eingehende Untersuchungen. Erste Voraussetzung feur solche oekologischen Analysen bildet die Kenntnis, welche taxonomischen Sippen autochthon in den Alpen vorherrschen. In einem zweiten Schritt kann dann geprueft werden, ob sie spezielle, genetisch fixierte Anpassungen an diesen Lebensraum besitzen. Die vorliegende Arbeit sollte einen Beitrag zur Klaerung dieser beiden Fragen leisten. Zu diesem Zweck wurde Material von 386 Birken aus den Ost- und Westalpen der montanen und subalpinen Vegetationsstufe gesammelt. Stellvertretend fuer die Birkensippen Europas wurden ausseralpin insgesamt 173 Baeume von Betula pendula und Betula pubescens ssp. pubescens aus dem Bayerischen Alpenvorland, von Betula pubescens ssp. tortuosa aus Lappland sowie von Betula pubescens ssp. carpatica aus polnischen Gebirgen erfasst. Begleitend erfolgte eine topographische Charakterisierung der Probenorte. Die durchgefuehrten Untersuchungen gliedern sich nach der Anwendung biometrischer, statistischer und karyologischer Methoden: Den biometrischen Analysen liegt die exakte Definition und Erfassung von Merkmalen der diesjaehrigen Triebe, der Blaetter, der Fruchtschuppen, der Wuchsform und der Stammfarbe zugrunde. Die Birken aus den Alpen und der ausseralpinen Referenzsippen wurden variationsstatistisch (univariat) untersucht und multivariat verglichen. Ein moeglicher Zusammenhang zwischen Standortsparametern und der Auspraegung morphologischer Merkmale wurde statistisch geprueft. Chromosomenzaehlungen an somatischen Zellen dienten dazu, die Artzugehoerigkeit einzelner Baeume zu ermitteln. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen lassen sich folgenermassen zusammenfassen: - Eine zweifelsfreie Identifizierung der Sippenzugehoerigkeit ist bei Betrachtung eines einzelnen morphologischen Merkmals nicht moeglich. - Eine Differenzierung der ausseralpinen Referenzsippen ist nur multivariat, d.h. unter gleichzeitiger Beruecksichtigung einer Vielzahl von Merkmalen, moegliche. Dabei unterscheiden sich die beiden Arten Betula pendula und Betula pubescens s.l. unter Beruecksichtigung von mehreren Blatt- oder Fruchtschuppen-Formparametern. Dagegen lassen sich die Referenzsippen der Unterarten von Betula pubescens (ssp. pubescens, ssp. tortuosa, ssp. carpatica) erst bei Verknuepfung von Behaarungs-, Blatt- und Fruchtschuppen- Merkmalen ueberschneidungsfrei trennen. - Die Birken aus den Alpen weisen in jedem Merkmal eine hohe Variabilitaet auf, die die Variationsbreite der Merkmalsauspraegungen aller Referenzsippen umfasst. - Die Birken aus den Alpen konnten multivariat zu 94% zweifelsfrei den Arten Betula pendula oder Betula pubescens s.l. zugeordnet werden. Die restlichen Baeume sind morphologisch intermeditaer. An einzelnen Beispielen konnte gezeigt werden, dass diese Individuen nicht hybridogenen Ursprungs sind. - Eine intraspezifische Differenzierung der alpinen Moorbirken zeichnet sich nicht ab. Jedoch wiesen diese Birken hoehere Aehnlichkeit zu den Referenzsippen von Betula pubescens ssp. carpatica und Betula pubescens ssp. tortuosa gegenueber Betula pubescens ssp. pubescens auf. - Korrelationsanalyse und multiple Regressionsanalyse deuten auf einen Zusammenhang von Blattgroesse, Behaarungsintensitaet und Wuchsform mit den untersuchten Standortsparametern hin. Die Diskussion gelangt zu dem Schluss, dass in den Alpen Betula pendula und Betula pubescens als biologisch getrennte Arten vorzufinden sind. Die hohe intraspezifische Variabilitaet der Merkmale von Betula pubescens ist teilweise modifikativ bedingt. Daher wird angenommen, dass aehnliche Umweltbedingungen hoher geographischer Breiten einerseits und hoher Geb..