Der Reaktorunfall von Tschernobyl im Jahr 1986 hat in einigen Gebieten Österreichs hohe Radiocäsium-Depositionen (> 50 kBq m®¬) verursacht. Aus den Kontrollmessungen verschiedener Institute zeigte sich, daß im Gegensatz zu Agrarprodukten in typischen Waldprodukten (Beeren, Wildbret, Pilzen) auch mehrere Jahre nach dem Fallout-Ereignis hohen Radiocäsiumgehalte auftreten könnten. Um Ursachen für dieses Verhalten zu finden und zur Ableitung von Input-Parametern für radioökologische Modelle wurde in Zusammenarbeit mehrerer österreichischer Institutionen in drei Waldgebieten ein umfangreiches Monitoring-Programm durchgeführt. Die Ergebnisse dieser und nachfolgender Studien aus dem Weinsberger, Kobernaußer und Dunkelsteiner Wald sind in der vorliegenden Monographie zusammenfassend dargestellt und beinhalten die Ökosystem-Komponenten: Boden, Streufall, Nadelbäume, Heidelbeeren, Pilze, Moose, Farne, Flechten, sonstige Pflanzen, Insekten, Kleinsäuger, Wildtiere und Oberflächengewässer. Besonderes Augenmerk gilt dabei der vertikalen und horizontalen Verteilung von Radiocäsium in Waldböden, der Erfassung aggregierter Transferfaktoren für verschiedene Pflanzen- und Pilzarten, der Quantifizierung verschiedener Aktivitätsflüsse (Streufall, Austrag mit Oberflächengewässern) und der Abteilung ökologischer Halbwertszeiten. Für die Jahre 1988 und 1996 konnte eine Radiocäsiumbilanz des Weinsberger Waldes abgeschätzt werden. Diese Berechnung zeigt, daß der Waldboden die wichtigste Senke für hoch 137 CS darstellt, in langen Betrachtungszeiträumen aber auch zu einer Kontaminationsquelle für Pflanzen und höhere Glieder der Nahrungskette werden kann. Aufgrund der hohen Biomasse stellen Bäume den wichtigsten "lebenden" Radiocäsium-Speicher des Ökosystems Wald dar. Eine auf Basis durchschnittlicher Verzehrgewohnheiten erstellte Dosisabschätzung durch den Konsum von Wildpilzen, Wildbret oder Beeren aus höher kontaminierten Waldgebieten Österreichs läßt im Jahr 1995 keine nenneswerte Erhöhung (> 0,4 %) der jährlichen Strahlenbelastung erkennen.