Das Umweltbundesamt führte im Sommer 1997 (11. März bis 26. September) auf dem Gipfel des Gaisberges bei Salzburg - ergänzend zu den Messungen im Meßnetz des Amtes der Salzburger Landesregierung in diesem Raum - kontinuierliche Messungen der Ozonkonzentration durch. Zielsetzung der Messung war primär die Untersuchung der vertikalen Verteilung der Ozonkonzentration im Raum Salzburg. Die Ozonmessung durch das Umweltbundesamt erfolgte auf dem Gipfel des Gaisberges (Seehöhe 1287 m), welcher als isolierter Berg östlich der Stadt Salzburg (Seehöhe 425 m) liegt, auf dem Gebäude der Richtfunkstation. Das Meßgerät war hier in einem Raum auf dem Gebäudedach ca. 15 m über Boden untergebracht. Der mittlere Tagesgang der Ozonkonzentration an der Station Gaisberg-Gipfel ähnelt jenem an den ebenfalls exponiert gelegenen Meßstellen St. Koloman (1020 m) und Haunsberg (755 m). Aufgrund geringen nächtlichen Ozonabbaus und gutem Austausch mit der bodenfernen Atmosphäre weist die Ozonkonzentration hier im Mittel geringe tägliche Variationen auf, ein leichtes Minimum am Vormittag wird von Austausch mit ozonärmerer Luft aus dem Tal bewirkt. Die Meßstelle Gaisberg-Zistelalm (1010 m) weist einen einen vergleichbaren mittleren Tagesverlauf bei allerdings niedrigem Niveau auf. Die Meßstelle auf dem Gaisberg-Gipfel weist fast immer die höchsten Ozonkonzentrationen im Raum Salzburg auf, die hier erfaßten Konzentrationswerte können somit als Obergrenze jener Belastung angesehen werden, welche bei guter vertikaler Durchmischung an den niedriger gelegenen Meßstellen erwartet werden kann. Bei starker photochemischer Ozonbildung im Raum Salzburg entspricht der Konzentrationsverlauf am Gaisberg-Gipfel nachmittags unmittelbar jenem an allen anderen Meßstellen in dieser Region. Die Untersuchung der vertikalen Konzentrationsverteilung zwischen Gaisberg-Gipfel, Zistelalm, Haunsberg und Salzburg Stadt (430 m) zeigt, - entsprechend den theoretischen Kenntnissen - eine klare Abhängigkeit von der thermischen Schichtung der Atmosphäre (wie sie vom Temperaturprofil der Meßstellen zwischen Salzburg Stadt und Gaisberg-Gipfel erfaßt wird) und von der Windgeschwindigkeit. Diese Parameter charakterisieren den konvektiven bzw. turbulenten Austausch in der Mischungsschicht bzw. die mechanische Turbulenz. Im unteren Höhenbereich des Temperaturprofils Gaisberg treten nachts meist Inversionen, d.h. stabile Verhältnisse, tagsüber häufig labile Schichtung auf. Demgegenüber herrscht im oberen Höhenbereich des Profils meist neutrale bis leicht stabile Schichtung vor. Dementsprechend treten bei stabiler Temperaturschichtung im unteren Höhenbereich des Gaisberges hohe Konzentrationsdifferenzen zwischen Salzburg (Stadt) und Gaisberg-Gipfel (74 ög/mß bei Isothermie), die bei neutraler und labiler Temperaturschichtung wesentlich geringer sind (24 ög/ß bei neutraler Schichtung). Die Abhängigkeit des Konzentrationsunterschiedes zwischen Gaisberg-Gipfel und Haunsberg folgt ebenfalls diesem Muster, ist aber zufolge der exponierten Lage des Haunsberges weniger ausgeprägt. Analog ist bei niedriger Windgeschwindigkeit die Konzentrationsdifferenz zwischen Gaisberg-Gipfel und Salzburg Stadt deutlich größer (52 ög/ß unter 1 m/s) als bei starkem Wind (25 ög/mß bei 7 bis 8 m/s). Episoden hoher Ozonbelastung traten im Raum Salzburg von Mitte Juli bis Anfang September auf. Sie waren jeweils von flacher Luftdruckverteilung am Boden über Mitteleuropa und Einfließen feuchter, warmer Luft von Südwesten gekennzeichnet, sowie von einem weit nach Nordeuropa reichenden Hochdruck-Keil im 500 hPa-Niveau. Diese Wetterlagen waren nicht durchwegs sonnig, sondern es traten des öfteren Gewitter und Regenschauer auf. In der freien Troposphäre wehte meist Westwind. Während der untersuchten Episoden (10. bis 15. Juli, 13. bis 16. August, 1. bis 3. September 1997) erfaßte praktisch immer die Station Gaisberg-Gipfel die höchste Ozonkonzentration im Raum Salzburg. Der Konzentrationsverlauf an den niedriger gelegenen Meßstellen läßt sich fast immer durch vertikalen Austausch, in selteneren Fällen durch regionale photochemische Ozonbildung erklären. Nachts und vormittags wird dabei die Verteilung der Ozonkonzentration an den unterschiedlich hoch gelegenen Meßstellen durch die mitunter komplexe Temperaturschichtung - und die dadurch gesteuerten vertikalen Mischungsprozesse - bestimmt. Häufig wurden am Gaisberg-Gipfel Konzentrationssprünge beobachtet, die durch die vorliegenden luftchemischen wie meteorologischen Meßdaten nicht interpretiert werden können, sondern durch Transport in bodenfernen Luftschichten oder vertikalen Austausch mit noch höher gelegenen Niveaus bedingt waren. Insbesonders die höchsten Ozonkonzentrationen, die im Raum Salzburg auftraten (185 ög/mß am 14 August), wurden nach derartigen - häufig nachts stattfindenden - Konzentrationssprüngen registriert. Somit eignet sich der Standort Gaisberg-Gipfel sehr gut zur Untersuchung der Vertikalverteilung der Ozonkonzentration im Raum Salzburg, insbesonders der Abhängigkeit derselben von vertikalen Austauschprozessen. Allerdings werden gerade die Fälle mit den höchsten Ozonkonzentrationen von atmosphärischen Transportvorgängen bestimmt, die auch auf dem Gaisberg nicht erfaßt werden können.